TV-Tipp des Tages: "Tatort: Feuerteufel" (ARD)

TV-Tipp des Tages: "Tatort: Feuerteufel" (ARD)
TV-Tipp: "Tatort: Feuerteufel" (ARD) am 19. Juli um 20.15 Uhr
Kurz hintereinander hat der NDR vor zwei Jahren am Sonntagabend zwei Stars ins Quotenrennen geschickt: Erst sorgte Til Schweiger mit seinem "Tatort"-Debüt in jeder Hinsicht für einen Paukenschlag, dann folgte Wotan Wilke Möhring, und der spielt klugerweise einen Ermittler ganz anderen Zuschnitts.

Thorsten Falke ist ähnlich wie sein Kollege Sascha Bukow vom Rostocker "Polizeiruf" (auch vom NDR) ein geerdeter Typ aus einfachsten Verhältnissen; die beiden sind die Straßenfußballer unter Deutschlands Fernsehkommissaren. Zu dieser Realitätsnähe passt auch der erste Fall, den die ARD heute wiederholt. Autor Markus Busch greift dafür ein Phänomen auf, das Hamburg seit einigen Jahren in Atem hält: Immer wieder brennen Autos. Als der junge Ruben (David Berton) nachts einen Wagen abfackelt, um seiner Freundin zu imponieren, stellt er schockiert fest, dass sich eine Frau in dem Auto befindet; und die Türen sind verriegelt.

Flirrende Bilder

Es war ausgesprochen mutig vom NDR, das Projekt einem vergleichsweise unerfahrenen Regisseur anzuvertrauen: Özgür Yildirim hat noch nie fürs Fernsehen gearbeitet. Dafür haben seine beiden bisherigen Kinofilme, "Chiko" und "Blutsbrüdaz", um so mehr Beachtung gefunden. Sein "Tatort"-Debüt beeindruckt vor allem durch eine hochsommerliche Ästhetik. Dank der Bildgestaltung durch Matthias Bolliger scheinen die Bilder regelrecht zu flirren, was keineswegs an der Hitze während der Drehzeit lag: Der Film ist zwar im vergangenen Sommer entstanden, aber der war in Hamburg ungewöhnlich kalt.

Nicht minder interessant ist das neue Team. Die Idee, den Bauchmenschen Falke in Gestalt der Analytikerin Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller, die mittlerweile schon wieder ihren Abschied angekündigt hat) mit einer kopfgesteuerten Frau zu konfrontieren, ist zwar nicht originell, aber wirkungsvoll. Dass die neue Kollegin am ersten Arbeitstag im knappen Höschen erscheint, hätte zwar eher zum Schweiger-"Tatort" gepasst, ist aber ausgesprochen reizvoll. Und hat natürlich Methode, denn Falke vermisst seinen langjährigen Partner (Sebastian Schipper), der sich als angehender Vater in den ungefährlichen Innendienst versetzen lässt.

Gute Kombination

Die Juristin Lorenz kommt aus dem Branddezernat und soll in der Mordkommission hospitieren, aber Falke hat überhaupt keine Lust, auch noch auf eine Anfängerin aufpassen zu müssen. Dass die Kollegin ziemlich attraktiv ist, fällt ihm dann irgendwann aber doch auf; ebenso wie die Tatsache, dass ihre unterschiedlichen Ermittlungsmethoden gar keine schlechte Kombination darstellen. Möhring und Schmidt-Schaller bilden zwar ein prima Gespann, aber Schipper, im Hauptberuf selbst Regisseur, ist als Dritter im Bunde eine wichtige Ergänzung: weil Möhring in den Szenen mit Falkes bestem Freund Jan ganz andere Seiten zeigen kann. Außerdem bereichern die gemeinsamen Momente der beiden die Geschichte um sympathisch heitere Szenen.

Natürlich geht es hinter den Bildern auch um die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich. Trotzdem erzählt Autor Busch in erster Linie einen Krimi. Die innere Spannung entsteht durch das Aufeinandertreffen der beiden Milieus, denn Jürgen Mintal (Bernhard Schütz), der Witwer der erstickten Frau, holt sich Hilfe bei einem Rechtspopulisten, der sich die Angst in der Bevölkerung zunutze macht: Er setzt ein Kopfgeld von 25.000 Euro auf den Mörder aus. Ruben, der in seiner Angst, entdeckt zu werden, ein weiteres Verbrechen begeht, sucht die Konfrontation mit Mintal; und verhilft dem scheinbar geklärten Fall auf diese Weise zu einer überraschenden Wende.