In die Arbeiten an den mittelalterlichen Glasmalereien im Altarraum und an einem modernen Bleiglasfenster von 1948 am Westgiebel wurden seit 2008 insgesamt fast 750.000 Euro investiert, sagte der Kurator des Evangelischen Augustinerklosters, Carsten Fromm, am Mittwoch zum Abschluss der Arbeiten.
Bei der Sanierung der knapp 170 Einzelscheiben im Chorraum wurden auf den rund 700 Jahre alten Glasmalereien Schmutzschichten entfernt, lockere Farbschichten gefestigt und feine Haarrisse im Glas stabilisiert. Darüber hinaus wurden Kitt- und Kleberückstände vorangegangener Sanierungen beseitigt. Die Fenster mit jeweils mehr als 50 Scheiben sind bis zu 15 Meter hoch und zwei Meter breit.
Sie zeigen neben christlichen Symbolen und Ornamenten auch das Vorbild der Lutherrose, die Martin Luther (1483-1546) später zum Familienwappen wählte. Luther war von 1505 bis 1511 im Augustinerkloster, wo er die Fenster regelmäßig vor Augen hatte. Das Augustinus-Fenster aus dem 14. Jahrhundert zeigt Szenen aus dem Leben des antiken lateinischen Kirchenvaters Augustinus (354-430).
Das Glasfenster an der Westfassade ist eine Arbeit des Glasgestalters Hermann Kirchberger (1905-1983), der als Künstler der "Verschollenen Generation" gilt. Er stammte aus Berlin, wurde in der NS-Zeit in einem Arbeitslager für "jüdische Mischlinge" interniert und nach dem Krieg erster Professor für Wandmalerei an der Weimarer Hochschule für Baukunst und Bildende Künste, bevor er 1951 nach dem Vorwurf des Formalismus nach West-Berlin ging.
Kirchbergers Fenster zeigen unter anderem die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes und den Apostel Paulus. Das Augustinerkloster ist seit der Reformation evangelisch. Als moderne Tagungs- und Begegnungsstätte zählt es heute zu den wichtigsten Lutherstätten in Mitteldeutschland.