Die Unesco hat die Hamburger Speicherstadt zum Weltkulturerbe erklärt. Wie das Welterbekomitee am Sonntag auf seiner Jahrestagung in Bonn entschied, bekommt die Speicherstadt zusammen mit dem Hamburger Kontorhausviertel und dem dortigen Chilehaus den Titel verliehen. Die Gebäude symbolisierten auf einzigartige Weise die Folgen des rasanten internationalen Handelswachstums im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, hieß es zur Begründung für die Vergabe des 40. Welterbetitels nach Deutschland.
Abgelehnt wurde hingegen die Aufnahme des Naumburger Doms in die Welterbeliste. Das Welterbekomitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) regte eine Nachbesserung des Antrags an, der auch die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut im Süden Sachsen-Anhalts einschloss. Zuvor war in einem Gutachten für das Komitee die Nominierung bereits als nicht stimmig abgelehnt worden. Die Bewerbung könnte in überarbeiteter Form künftig wieder eingereicht wird, sagte ein Unesco-Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Mit dem Welterbe-Status werden Landschaften, Baudenkmäler und andere Stätten ausgezeichnet, die von herausragender Bedeutung für die Menschheit sind. Die Liste umfasst inzwischen mehr als 1.000 Stätten, aus Deutschland sind unter anderem der Kölner Dom, der Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen und grenzübergreifend das Wattenmeer vertreten.
Hamburg ist mit der Speicherstadt erstmals in der Welterbeliste vertreten. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sagte, es sei gelungen, das weltweit höchste Fachgremium von der nationalen wie auch internationalen Sonderstellung von Speicherstadt und Kontorhausviertel zu überzeugen: "Wir sind uns der großen Ehre bewusst und nehmen nun gern die Verantwortung für den Schutz und die Vermittlung dieses Erbes wahr."
Die Hamburger Speicherstadt mit ihren siebenstöckigen Ziegelbauten wurde zwischen 1885 und 1927 zur Lagerung hochwertiger Importgüter im Hafen errichtet. Sie besteht aus 15 Lagerhäusern und einer Reihe von Einzelbauten. Das Ensemble zeichnet sich durch seine außergewöhnliche städtebauliche und architektonische Geschlossenheit aus und gilt heute als das größte zusammenhängende, einheitlich geprägte Speicherensemble der Welt.
Das vorwiegend in den 1920er und 1930er Jahren entstandene Kontorhausviertel war das erste reine Büroviertel auf dem europäischen Kontinent. Herausragendes Einzelstück dieses Komplexes ist das 1922 bis 1924 von dem Architekten Fritz Höger mit zehn Stockwerken errichtete Chilehaus.
Zur Liste hinzugefügt wurden in diesem Jahr unter anderem auch die Altstadt von Palermo und die Taufstätte Bethanien in Jordanien sowie der Botanische Garten in Singapur und die französischen Weinbaugebiete im Burgund sowie in der Champagne. Eine Reihe von früheren Wikingerstätten in Deutschland und anderen Staaten wurde wie der Naumburger Dom vorerst nicht aufgenommen. Gemeinsam waren sieben archäologische Stätten in Schleswig-Holstein, Island, Dänemark, Norwegen und Lettland als Beispiele für die Wikingerkultur nominiert. Das Welterbekomitee machte jedoch eine Reihe von Kritikpunkten an dem Antrag geltend.