Der Theologe betonte, einerseits heiße es in dem Papier, Gott sei "der Gott aller Menschen". Andererseits werde die Vorstellung abgelehnt, dass es die monotheistischen Religionen mit demselben Gott zu tun hätten. "Dieser innere Widerspruch macht es dem Dokument unmöglich, der religiösen Realität nicht nur Deutschlands, sondern weltweit theologisch gerecht zu werden", argumentiert der Theologe.
Mit der Schrift "Christlicher Glaube und religiöse Vielfalt in evangelischer Perspektive", die in der Kammer für Theologie entstand, will die evangelische Kirche zu den Herausforderungen und Chancen des religiösen Pluralismus Position beziehen. Neben grundsätzlichen theologischen Erwägungen enthält das Mitte Juni veröffentlichte Dokument Hinweise zum Umgang mit Religionsverschiedenheit in Ehe und Familie, zur Möglichkeit gemeinsamen Betens, zum Missionsauftrag sowie zur Arbeit in der Diakonie.
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Es gehe um Wahrheit oder Falschheit des Glaubens von Christen und Nicht-Christen und um die Praxis interreligiöser Gebete, schreibt Schmidt-Leukel. Der Text widerspreche der Vorstellung, dass es sich bei den verschiedenen "Göttern" - bei Allah, dem Gott Abrahams und Moses' und dem Vater Jesu Christi - um unterschiedliche Gottesbilder handeln könne, die sich trotz aller Unterschiede dennoch auf eine gemeinsame göttliche Wirklichkeit richteten. Der "Gott aller Menschen" werde auf einen "christlichen Stammesgott reduziert. Die Wahrnehmung des Problems religiöser Vielfalt sei unausgegoren, kritisiert der Religionswissenschaftler.
Positiv hebt Schmidt-Leukel die gesellschaftspolitischen Aussagen des Grundlagenpapiers hervor. Zu dessen Stärken gehöre das klare Bekenntnis zur Religionsfreiheit und zur rechtlichen Gleichstellung der Religionsgemeinschaften.