Es solle Freiheit ermöglichen. Dieses Prinzip finde sich heute im privaten Insolvenzrecht. Man könne auch fragen: "Können nicht auch Staaten frei werden von Schulden?" sagte Käßmann und nannte als konkretes Beispiel Griechenland.
Das wäre eine Vision, nicht weiter auf "festgefügten Pfaden zu trampeln". Realpolitik schaffe derzeit keine Durchbrüche, sagte Käßmann vor dem Hintergrund der aktuellen Verhandlungen über weitere Hilfen für das krisengeschüttelte Land. Von den rund 8.000 Besuchern ihrer Bibelarbeit in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle erntete die Reformationsbotschafterin der EKD dafür großen Applaus.
"Ich verstehe nicht, warum mit meinem Steuergeld gierige Banken gerettet werden müssen."
Käßmann geißelte die Gier nach Vermehrung von Vermögen und forderte eine "Ethik des Genug". Am Finanzmarkt agierten und gierten Menschen, die zur Rechenschaft gezogen werden müssten. Sie selbst besitze keine Aktien, sagte Käßmann und ergänzte: "Ich verstehe nicht, warum mit meinem Steuergeld gierige Banken gerettet werden müssen."
Käßmann kritisierte, das Herz der Gesellschaft hänge am Geld. Sie verwies auf die selbstverständliche Börsen-Berichterstattung. Wenn statt der "Börse im Ersten" jeden Tag vor den Nachrichten berichtet würde, wie viele Kinder in Deutschland geboren sind, wie viele Flüchtlinge aufgenommen wurden, wie viele Menschen geheiratet haben oder wie viele junge Menschen einen festen Anstellungsvertrag bekommen, wäre dies ein anderes Indiz dafür, woran das Herz der Gesellschaft hängt, sagte die ehemalige Bischöfin.