In der Evangelischen Landeskirche in Baden kocht der Streit um die Segnung homosexueller Paare neu hoch: Anlass ist eine kirchliche Feier für einen Kommunalpolitiker und seinen Lebenspartner in Pforzheim. In einem Offenen Brief haben 23 aktive oder ehemalige Pfarrer und Diakone protestiert, dass dabei Beschlüsse der Landessynode missachtet worden seien. Eine Sprecherin der Landeskirche sagte dagegen am Mittwoch in Karlsruhe, der Gottesdienst sei mit der Kirchenleitung abgesprochen gewesen.
Die badische Landessynode hatte 2003 festgelegt, dass gleichgeschlechtlichen Paaren im seelsorgerlichen Rahmen der Segen zugesprochen werden könne - allerdings nicht in einem öffentlichen Gottesdienst und auch nicht als eine Variante der Trauung von Mann und Frau. Laut "Pforzheimer Zeitung" war die kritisierte Feier in der Kirche jedoch öffentlich angekündigt, es wurde mit Glockengeläut dazu eingeladen und die zuständige Pfarrerin benutzte für die Handlung Begriffe wie "Ehe" und "heiraten".
Damit habe sich die Pfarrerin nicht nur über die kirchlichen Regeln hinweggesetzt, sondern sogar staatliche Regelungen übertroffen, nach denen gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht der Ehe gleichgestellt sind, wird in dem Offenen Brief kritisiert. Doris Banzhaf vom Zentrum für Kommunikation der Landeskirche sagte gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd), der Rahmen seelsorgerlichen Handelns werde sehr unterschiedlich ausgelegt. Die jüngsten Auseinandersetzungen machten deutlich, dass eine Neufassung der Regelungen notwendig sei. Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh suche einen Weg zur Gleichstellung homosexueller Paare, den möglichst viele mitgehen können und der unterschiedliche Perspektiven zusammenhalte, so Banzhaf.