Auf der einen Seite gebe es geliebte Haustiere, "die wir über den Tod hinaus an unserer Seite haben wollen", sagte Hagencord dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auf der anderen Seite seien die Tiere in den Agrarfabriken und Schlachthöfen, die dort ein elendes Dasein fristeten: "Man muss auch über Puten, Hühner, Schweine und Rinder nachdenken."
"Den Hund liebevoll bestatten, aber Billigfleisch kaufen, das Leid und Umweltschäden verursacht. Das geht nicht"
Diese Tiere dürften nicht nur als "seelenlose Rohlinge der Fleisch-, Eier- und Milchindustrie" gesehen werden, betonte der Mitgründer des Instituts für Theologische Zoologie in Münster. Er begrüßte, dass am 9. und 10. Juni in Essen und Braubach bei Koblenz die bundesweit ersten Friedhöfe eröffnet werden, auf denen Menschen und Tier gemeinsam in einem Urnengrab beigesetzt werden können. Diese Friedhöfe könnten eine Debatte über einen Perspektivwechsel anregen: "Wenn wir unseren Hund oder unsere Katze so liebevoll bestatten, sollten wir nicht gleichzeitig all das Billigfleisch kaufen und essen, das so viel Leid und Umweltschäden verursacht."
Hagencord bezweifelt, dass der Mensch als "Krone der Schöpfung" bezeichnet werden kann. "Ich würde sagen nein, denn laut erster Schöpfungserzählung ist dies der Sabbat", sagte der Theologe. Der Mensch trage als "Ebenbild Gottes" Verantwortung für das Lebendige. "Das unterscheidet ihn vom Blauwal oder vom Hund, ansonsten sind beide gesegnete und beseelte Geschöpfe Gottes."