Nach der Kündigung von drei Diakonissen durch das evangelisch-freikirchliche Diakoniewerk Bethel hat die Berliner Diakoniedirektorin Barbara Eschen zur Beilegung des Streits aufgerufen. "Wir bedauern den Konflikt", sagte die Theologin dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag in Berlin: "Wir erwarten, dass die Schwesternschaft und das Bethelwerk an den Konflikten konstruktiv weiterarbeiten und mit den jetzt betroffenen Diakonissen eine dem Geist der Gemeinschaft angemessene Lösung suchen."
Das Diakoniewerk Bethel habe die drei Diakonissen ausgeschlossen, weil sie sich teils aus gesundheitlichen Gründen nicht an die Regeln der Gemeinschaft halten, hatte der Berliner "Tagesspiegel" (Donnerstagsausgabe) in einem Artikel berichtet. Einer 51-jährigen Diakonisse sei gekündigt worden, weil sie rund um die Uhr medizinisch betreut werden müsse, deshalb ihre Tracht nicht mehr trage und nicht mehr am Gemeinschaftsleben der Diakonissen teilnehmen könne. Eine 85-Jährige sei ausgeschlossen worden, weil sie ihre Schwester in Süddeutschland gepflegt hat, eine 79-Jährige, weil sie sich in Nepal für Arme engagiert und nicht nach Berlin zurückkommen will.
Den drei Frauen sei vorgeworfen worden, dass sie nicht mehr am Gemeinschaftsleben der Diakonissen mit regelmäßigen Andachten und anderen Veranstaltungen teilnehmen und damit gegen die Grundordnung der Gemeinschaft verstießen, hieß es. Die Frauen hätten ihr Leben laut Oberin sehr eigenständig geführt. Dies habe nicht mehr mit den Spielregeln der Bethel-Diakonissen zusammengepasst, zitiert das Blatt die Oberin. Deshalb habe man Konsequenzen ziehen müssen.
Dem Diakoniewerk drohe nun seinerseits ein Ausschluss aus dem Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden (BEFG) und als Folge auch aus dem Diakonischen Werk. Eschen betonte, ein Ausschluss aus dem BEFG "würde zwangsläufig die Mitgliedschaft im Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gefährden". Ein Ausschlussverfahren würde jedoch weder der Gemeinschaft der Schwestern noch den an dem Konflikt Beteiligten dienen. "Wir hoffen deshalb, dass die Beteiligten konstruktiv an Lösungen miteinander arbeiten", sagte Eschen.
Das heutige Diakoniewerk Bethel geht auf eine Einrichtung zurück, die 1887 in Berlin-Friedrichshain von dem Baptistenpastor Eduard Greve gegründet wurde. Es hat nichts mit den Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld zu tun und gehört zum Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden mit Sitz in Elstal bei Berlin. Das Diakoniewerk betreibt unter anderem mehrere Kliniken und Pflegedienste. Alle 48 Diakonissen seien bereits im Ruhestand, die meisten seien weit über 70 Jahre alt, hieß es.
Der Baptisten-Dachverband habe das Vorgehen des Diakoniewerks kritisiert, hieß es weiter. Die Frauen, die ihr Leben lang mit einem Taschengeld ausgekommen seien und ihr Gehalt an die Einrichtung gegeben haben, dürften am Ende des Lebens nicht alleingelassen werden, zitiert das Blatt BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba.