Arbeit gebe es noch in den Dörfern und abgelegenen Gegenden, wo ausländische Freiwillige mit lokalen Polizei- und Armee-Einheiten kooperieren könnten, sagte Rijal.
Derweil stockte die EU-Kommission ihre Nepal-Hilfe um knapp 20 Millionen Euro auf 22,6 Millionen Euro auf. Dies kündigte Nothilfekommissar Christos Stylianides in Brüssel an. Stylianides war in den vergangenen Tagen in das Katastrophengebiet gereist. Durch die anstehenden Monsun-Regenfälle erhöhe sich die Gefahr von Erdrutschen und Schlammlawinen, warnte die EU-Kommission. Zusammen mit den Beiträgen einzelner EU-Länder beläuft sich die Unterstützung aus Europa inzwischen auf rund 40 Millionen Euro. Die Bundesregierung hat rund 2,5 Millionen Euro bereitgestellt.
Der UN-Nothilfekoordinator Albrecht Beck beklagte eine mangelnde Bereitschaft zur Zusammenarbeit von Ländern und Organisationen. Viele Staaten wollten ihre eigene Hilfe leisten, ihre eigene Flagge zeigen und ließen sich nicht durch die UN koordinieren, sagte Beck dem Deutschlandfunk. Das nationale Interesse stehe in manchen Fällen stärker im Vordergrund als die Bedürfnisse der Menschen. Auch die Hilfswerke sollten sich besser absprechen.
So seien etwa Rettungsteams nach Nepal gereist, obwohl sie nicht mehr gebraucht würden, kritisierte Beck. Dadurch sei die Infrastruktur des Landes völlig überlastet und tatsächlich benötigte Hilfe müsse zurückgestellt werden. Derzeit würden vor allem Planen, Decken und Zelte benötigt. Anderenfalls drohten die Menschen in höher gelegenen Gebieten, in der bevorstehenden Monsunzeit zu erfrieren. Zudem gebe es deutlich zu wenig Helikopter, sagte Beck. "So bleibt die Hilfe oft beschränkt auf die Gebiete, die nahe der Straßen liegen, die noch mit Geländefahrzeugen erreicht werden können."
Unterdessen warnte die "Aktion Deutschland Hilft" vor dem Ausbruch von Infektionskrankheiten wie Durchfall, wenn die Hygienebedingungen der Bevölkerung nicht deutlich verbessert würden. Vor allem in den Städten, wo viele Menschen auf wenig Raum lebten, sei die Lage katastrophal, sagte Sprecher Andreas Unger.
Auf dem kleinen Flughafen von Kathmandu herrscht laut lokalen Helfern Chaos: Unmengen von Kisten, Säcken und Paketen stapelten sich direkt neben der Landebahn, sagte die nepalesische Sozialaktivistin Anuradha Koirala, die eine Hilfsorganisation in Kathmandu leitet. Sie habe die Genehmigung von drei Ministerien gebraucht, um aus Hongkong gespendete Medizin und Bodenmatten einführen zu können.
Nach Berichten der Tageszeitung "Times of India" sind mehr als 4.000 Rettungskräfte aus 34 Ländern nach Nepal gereist, um Verletzte zu bergen und medizinisch zu behandeln sowie Hilfsgüter zu verteilen. Acht Millionen Menschen, mehr als ein Viertel der Bevölkerung, sind nach UN-Angaben von dem Erdbeben mit der Stärke 7,8 vom 25. April betroffen. Mindestens 7.200 Menschen kamen ums Leben, mehr als 14.000 wurden verletzt.