Für den Universitätsgottesdienst, der an diesem Sonntag in der Sophienkirche in Berlin-Mitte gefeiert wird, ist Notger Slenczka (55) als Prediger angekündigt. "Mir stehen die Haare zu Berge", ein Zitat aus dem alttestamentlichen Buch Hiob, ist Thema der Predigtreihe "In aller Munde", über das der evangelische Theologieprofessor sprechen wird.
Slenczka ist derzeit unter Theologen "in aller Munde". Löste er doch in der Zunft eine lebhafte Diskussion aus, die an die Auseinandersetzung über die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre von 1999 erinnert. Das von römisch-katholischer Kirche und dem Lutherischen Weltbund ausgehandelte Ökumene-Dokument war unter evangelischen Theologen in Deutschland auf massiven Widerspruch gestoßen.
Nach viel öffentlicher Kritik von Kollegen und Bischöfen, die sich distanzierten, erhält Slencka nun Rückendeckung: "Niemand an der Theologischen Fakultät will das Buch zerschneiden, in dem Altes und Neues Testament als die christliche Bibel verbunden sind", nehmen sechs Humboldt-Professoren, darunter Andreas Feldtkeller und Dorothea Wendebourg, in einem Leserbrief an die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" ihren Kollegen in Schutz. Die Frage zum Verhältnis von Altem und Neuem Testament sei ein ernsthaftes wissenschaftliches Problem, das international und interdisziplinär thematisiert werde.
Entschieden widersprechen die Theologen Darstellungen, Slenczkas Position sei Ausdruck einer antijüdischen Einstellung. Sie werben dafür, die Streitfragen "zivilisiert" und an den "Zehn Geboten" orientiert zu klären. Hochschullehrer, die das Fach Altes Testament vertreten, halten sich in der Debatte bislang auffällig zurück. Dies sei jedoch keineswegs als Zustimmung zu den Slenczka-Thesen zu deuten, versichert ein Alttestamentler dem epd.