Kirchenvertreter kritisieren die geplante Verlegung der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar in die Vorweihnachtszeit. "Public Viewing auf dem Weihnachtsmarkt ist für mich kaum vorstellbar", sagte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki dem Kölner "Express" (Donnerstagsausgabe). Die Adventszeit werde durch die Verschiebung der Fußball-WM noch stressiger. Es werde schwieriger, Momente der Ruhe zu finden, erklärte der katholische Theologe. Oberkirchenrat Matthias Kreplin von der badischen evangelischen Landeskirche bezeichnete die mögliche Terminverschiebung als "Absurdität".
Die Verlegung in die Adventszeit passe weder zum Fußballjahr noch zum Kirchenjahr, erklärte Kreplin. Bereits die Vergabe nach Katar sei "unsinnig und vor allem von kommerziellem Interesse geprägt" gewesen. Der neue Termin würde neben der Kollision mit der Adventszeit in vielen Ländern auch dazu führen, dass die Vorbereitung und die Vorfreude auf die Weltmeisterschaft in die "stille Zeit des Totengedenkens" Ende November falle.
Wegen der Hitze im Wüstenstaat Katar
Grund für die geplante Terminverschiebung ist die großen Hitze im Wüstenstaat Katar in den traditionellen WM-Monaten Juni und Juli. Eine endgültige Entscheidung trifft die Fifa aber erst Mitte März. Dass bei der jetzigen Suche nach einem neuen Termin auf den Ramadan Rücksicht genommen werde, sei verständlich, fügte Kreplin hinzu. Gleichwohl gelte es, neben der islamischen auch die christliche Tradition in großen Teilen der Welt zu berücksichtigen.
Kardinal Woelki verwies auch auf Medienberichte über Menschenrechtsverletzungen und katastrophale Arbeitsbedingungen bei den WM-Vorbereitungen in dem arabischen Emirat. Diese Vorwürfe störten ihn noch viel mehr als die mögliche Terminverschiebung. "Deswegen bezweifle ich, dass die Zuständigen der Fifa ihrer politischen Verantwortung bei der Vergabe der WM gerecht werden", kritisierte der Erzbischof. Unter anderem soll es auf den Stadion-Baustellen in Katar zahlreiche tödliche Unfälle gegeben haben.