"Ich habe fest vor, bald in Berlin Sozialwohnungen zu bauen", sagte Libeskind der "Welt am Sonntag". Die Details seien leider noch nicht spruchreif. "Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist eines der drängendsten Probleme der Welt, egal ob es sich um Entwicklungs- oder Industrieländer handelt", sagte Libeskind.
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Er sehe mit großer Sorge, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer werde, fügte der US-Amerikaner hinzu. Insbesondere beklagte Libeskind eine Gentrifizierung innerhalb der Städte, bei der die Besserverdiener die ärmeren Menschen aus ihren Wohnungen verdrängten. Es sei eigentlich an den Städten, diese Entwicklung durch bezahlbaren Wohnraum abzufedern. "Unglücklicherweise wurde nach dem Krieg Sozialbau ein Synonym für Mittelmaß: Anonyme, herzlose Häuserblöcke, die nur Kriminalität und Unzufriedenheit produzieren." Dies wolle er ändern.
Auch in der chinesischen Stadt Wuhan baue er derzeit Sozialwohnungen. "Der Entwurf wurde noch nicht genehmigt, aber es handelt sich ganz gewiss nicht um Mietskasernen", betonte Libeskind. Er habe versucht, ein Umfeld zu schaffen, in dem er selber gern leben würde - "und der Vorsitzende der kommunistischen Partei."
Mit dem Projekt weicht der 68-jährige Architekt, der unter anderem das Jüdische Museum in Berlin entworfen hat, von seinem Vorsatz ab, in nicht-demokratischen Ländern keine Aufträge anzunehmen. "Ich habe Hunderte von Angeboten aus Ländern wie China oder Russland ausgeschlagen, aus ideologischen Gründen", sagt Libeskind. Bei dem Projekt in Wuhan sei er aber sicher, dass er etwas zu den verbesserten Lebens- und Arbeitsbedingungen beitragen könnte.