Der Vorstand des Fachverbands Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Henning Wienefeld, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Wir sehen eine bundesweite Verteilung sehr kritisch." Der Verband, dem unter anderem Hilfswerke angehören, geht davon aus, dass die umstrittene Verteilung künftig nach dem Königsteiner Schlüssel erfolgen soll. Der regelt die Aufnahmequoten für Asylbewerber in allen Ländern.
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Zwar kenne er Details aus dem Gesetzentwurf des Bundesfamilienministeriums noch nicht, der frühestens Ostern vorliegen solle, sagte Wienefeld. Was jedoch nach draußen dringe, gebe Anlass zur Sorge: "Die Jugendämter dürfen nicht zum Verschiebebahnhof junger Flüchtlinge werden." Völlig offen sei bislang, innerhalb welcher Fristen die Betroffenen nach ihrem Aufgreifen verteilt werden und wie das in der Praxis geschehen soll, betonte Wienefeld.
Noch werden die Jugendlichen von den Jugendämtern in Obhut genommen, in deren Zuständigkeit sie angetroffen werden. Das überfordert aber viele Ämter, vor allem in den Großstädten. Deshalb drängen die Bundesländer auf eine zentrale Verteilung. Dazu erarbeitet das Bundesfamilienministerium gerade einen Entwurf zur Änderung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes.
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Nach Angaben des Fachverbands Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge steigen die Inobhutnahmen von minderjährigen Flüchtlingen seit 2008 kontinuierlich an. Waren es 2009 noch 2.988, so registrierten die Ämter 2013 bereits 5.605 Personen. Alleine Hamburg, Berlin, Stuttgart und Köln haben 2013 1.248 Jugendliche in Obhut genommen: ein Fünftel aller Fälle.
Auch die Caritas und die Diakonie lehnen die geplante Reform ab, weil sie fürchten, dass bei der bundesweiten Verteilung der Jugendlichen Qualitätsstandards der Jugendhilfe auf der Strecke bleiben.