"Die Lage der Menschen verschlechtert sich täglich», sagte der Präsident von CARE Deutschland-Luxemburg und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Aktion Deutschland Hilft (ADH), Heribert Scharrenbroich, am Mittwoch in Bonn. Er rief die Bundesregierung auf, mehr Geld zur Bekämpfung des Hungers zur Verfügung zu stellen.
"Jetzt ist es fünf vor zwölf, um eine größere Katastrophe zu vermeiden", warnte Scharrenbroich. Nach seinen Angaben sind 15 Millionen Menschen vom Hunger bedroht. Viele Familien zehrten bereits ihre letzten Vorräte auf. Nur 20 Prozent der Bewohner der Sahelzone hätten genügend Lebensmittel bis zur nächsten Ernte im Oktober. Wenn jetzt nicht geholfen werde, seien im Tschad, Niger, in Mali, Mauretanien und Burkina Faso Tausende Menschen vom Tod bedroht, sagte ADH-Geschäftsführerin Manuela Rossbach.
Tschad: Nahrungsmittel bald aufgebraucht
Bislang hat das Welternährungsprogramm nicht genügend Geld zum Einkauf von Nahrungsmitteln. Von den als notwendig erachteten 550 Millionen Euro waren Mitte April erst knapp die Hälfte zugesagt. Im Tschad seien die Nahrungsmittel bald aufgebraucht, sagte Scharrenbroich. "Fast vier Millionen Menschen sind davon betroffen, immer mehr Kinder sind unterernährt." Die nächste Ernte werde frühestens im Oktober erwartet. Die Weltgemeinschaft müsse dringend mehr Geld für die Nothilfe zur Verfügung stellen.
###mehr-artikel###
"Dass die Regierungen jetzt nicht genügend Mittel zur Verfügung stellen, macht mich wütend", so Scharrenbroich. Es sei entscheidend, die Menschen jetzt mit Nahrungsmitteln zu versorgen, weil mit Beginn der Regenzeit Anfang Juni viele Orte nicht mehr erreicht werden könnten. Schon jetzt seien vor allem viele Kleinkinder und Babys unterversorgt. Für einen Dollar pro Woche könne ein Kind mit Spezialnahrung vor der Unterernährung bewahrt werden. Ein stark unterernährtes Kind zu retten, koste hingegen 80 Dollar.
Missernten, Trockenheit, Insektenplagen
Grund für die Nahrungsmittelknappheit in der Sahelzone seien schlechte Ernten durch zu wenig Regen oder Insektenplagen, sagte Scharrenbroich. Hinzu kämen auch Unruhen in Mali und Nigeria, die Flüchtlingsströme in Nachbarländer ausgelöst hätten. Scharrenbroich forderte die Geberländer auf, neben höheren Geldzusagen auch politisch Einfluss zu nehmen, und die Regierungen der notleidenden Länder aufzufordern, bessere Vorkehrungen gegen Lebensmittelknappheiten zu treffen.
Neben der Soforthilfe wie Nahrungsmittelverteilungen oder medizinische Versorgung könnten nur nachhaltige Hilfsprojekte wie Saatgutausgabe, Aufforstung oder Stärkung des Viehbestandes die Lage der Menschen in Westafrika langfristig verbessern, betonte Roßbach. Aktion Deutschland Hilft ist ein Bündnis aus zehn Hilfsorganisationen, darunter Malteser und Johanniter.