Minister Müller: Eine Welt ohne Hunger ist schon heute möglich

Minister Müller: Eine Welt ohne Hunger ist schon heute möglich
Mehr als 800 Millionen Menschen hungern weltweit. Die Bundesregierung hat den Kampf gegen den Hunger auf die Agenda ihrer G-7-Präsidentschaft gesetzt.

Wenige Monate vor dem G-7-Gipfel im Sommer auf Schloss Elmau fordern die Deutsche Welthungerhilfe und Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) mehr Einsatz der Industriestaaten im Kampf gegen den Hunger. "Wir sind auf der Sonnenseite", sagte Müller am Mittwoch bei einer internationalen Konferenz der Welthungerhilfe. Die Regierungschefs der reichen Staaten müssten ein Zeichen der Verantwortung setzen. "Eine Welt ohne Hunger ist schon heute möglich."

Weltweit hungern mehr als 800 Millionen Menschen. Müller betonte, dass durch die Stärkung von Kleinbauern und eine bessere Verteilung und Lagerung der Ernte Millionen Menschen ernährt werden könnten. "Hunger ist nicht Schicksal, sondern er ist das Ergebnis von menschlichen Versäumnissen", sagte der CSU-Politiker. Das Recht auf Nahrung werde jeden Tag vernachlässigt.

###mehr-artikel###

Auf der Konferenz in Berlin stellten internationale Vertreter aus der Zivilgesellschaft, aus der Wirtschaft und Wissenschaft ein gemeinsames Forderungspapier an den G-7-Gipfel unter deutscher Präsidentschaft am 7. und 8. Juni auf Schloss Elmau im Allgäu vor. Mit dem "Berliner Memorandum" appellierte die Allianz an die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrienationen, das Menschenrecht auf Nahrung ernst zu nehmen, um das Ziel der Vereinten Nationen zu erreichen, Hunger und Mangelernährung bis 2030 endgültig zu überwinden.

Die Verantwortung für die weltweite Ernährungssicherung dürfe nicht Agrarkonzernen überlassen werden, warnte die Welthungerhilfe. Stattdessen müsse Deutschland den Gipfel dafür nutzen, eine neue Initiative mit konkreten Entwicklungshilfe-Zusagen anzuführen. Ein "fairer Anteil" der G-7-Staaten dafür liege bei 31,3 Milliarden US-Dollar jährlich. Derzeit stellten die G-7-Länder jedoch nur ein Drittel davon bereit. Auch Deutschland müsse seinen Beitrag von derzeit 1,12 Milliarden Euro auf 2,8 Milliarden Euro pro Jahr erhöhen.

Die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, wies dabei auf den Zusammenhang von Einkommensungleichheit und den Krisen in der Welt hin. Diese beiden Aspekte seien enger verzahnt, als man wahrhaben wolle, sagte Dieckmann. Dass das Menschenrecht auf Nahrung noch immer nicht gewährleistet werden könne, sei ein Skandal. Eine neue Geberrunde der Industriestaaten müsse jedoch mit einer "Neuausrichtung der Ernährungssicherungspolitik" verbunden sein.

Der Wettkampf um Land und vor allem fruchtbare Böden spitze sich zu, ergänzte Dieckmann. Industrielle Großbetriebe würden Kleinbauern, Viehhirten, Fischer, Indigene und Landlose immer stärker verdrängen. Die G-7-Staaten müssten die Rechte von Kleinbauern stärken und ihnen besseren Zugang zu Land, Wasser oder Saatgut verschaffen. Zudem müssten die Wertschöpfungsketten wieder verstärkt in ländlichen Räumen aufgebaut werden.

2009 hatten sich die G-8-Staaten, damals noch mit Russland, zu Milliarden-Investitionen in die Hungerbekämpfung verpflichtet. Dazu gehörte die Förderung der Landwirtschaft in Entwicklungsländern. Dieses Engagement drohe nicht nur zu erlahmen, sondern sich gänzlich von der Unterstützung verarmter ländlicher Räume zu verabschieden, warnte die Welthungerhilfe.