"In einer Gesellschaft, die stark von Bildern und Filmen bestimmt ist, können wir nicht erwarten, dass man sich von allen Karikaturen und Satiremagazinen verabschiedet", sagte der Direktor des Zentrums für Islamische Theologie in Tübingen dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag.
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In Deutschland hätten Muslime die Freiheit, Moscheen zu bauen und islamischen Religionsunterricht zu erhalten. Zu einer freiheitlich demokratischen Gesellschaft gehöre aber auch, dass es Meinungs- und Kunstfreiheit gebe und damit auch die Freiheit, den islamischen Propheten negativ darzustellen, sagte der Juniorprofessor für Islamische Geschichte und Gegenwartskultur.
Generell müsse man zwischen Karikaturen unterscheiden, mahnte Toprakyaran: Es gebe einerseits Karikaturen, die den Islam nicht verleumden wollen, sondern Ausdruck von Kunst sind, und andererseits solche, die die Muslime verletzen, weil sie "den Propheten als Mörder, als Kinderschänder oder als Sexmonster darstellen". Jedoch gebe es im Koran keinen Aufruf, Menschen zu töten, die sich über den Propheten oder Muslime lustig machen. Im Koran heiße es sogar: "Oh Mohammed, wenn sich die Leute über dich lustig machen, dann steh auf und geh fort, bis die Leute damit aufhören."
Die Anschläge gegen das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" in Paris widersprechen laut Toprakyaran der islamischen Lehre. Zwar verstünden sich die Attentäter als Muslime und brächten ihre Tat mit dem Islam in Verbindung. Aber wenn ein Terrorist "Köpfe abschneidet und Kinder umbringt", sei das kein Islam mehr. Für Toprakyaran besitzt der Islam, wenn man ihn richtig interpretiert, nicht mehr Gewaltpotenzial als andere Religionen. Koranverse, die zum bewaffneten Kampf aufrufen, müsse man in den historischen Kontext stellen. Dann werde klar, dass in den Versen von Selbstverteidigung die Rede sei. Nur wenn das eigene Leben bedroht ist, dürfe man Gewalt anwenden, um sich selbst zu verteidigen.