Die Handlung beginnt als Drama, wandelt sich zum Krimi und wird schließlich zum Ökothriller. Außerdem leistet sich das Drehbuch den Luxus, eine als Hauptfigur eingeführte Person schon nach wenigen Minuten sterben zu lassen: Bei einer Wanderung in einem alpinen österreichischen Sperrgebiet entdecken David (Felix Eitner) und seine Freundin, die Ärztin Clara (Ursula Strauss), eine Leiche. Der Tote lag offenbar jahrelang im Eis und ist erst durch die Gletscherschmelze zum Vorschein gekommen. Als David der Sache nachgeht und kurz drauf noch mal allein ins Sperrgebiet aufbricht, kommt er ums Leben; angeblich durch einen Sturz. Davids Vater (Robert Atzorn), ein erfolgreicher Journalist, lässt sich durch die fadenscheinigen Erklärungen der Behörden nicht abspeisen. Gemeinsam mit Clara will er herausfinden, warum sein Sohn, zu dem er lange keinen Kontakt hatte, sterben musste. Beide sind überzeugt, dass der mysteriöse Tote im Eis eine entscheidende Rolle spielt. Die Spur führt zu einem Speditionsunternehmen nach München. Als Clara entdeckt, dass es zwischen dem rätselhaften Ausschlag, unter dem immer mehr Einheimische leiden, und den beiden Leichen einen Zusammenhang gibt, ist auch ihr eigenes Leben in Gefahr.
Beziehung trennt und verbindet gleichermaßen
Das Drehbuch stammt von Wolfgang und Maja Brandstetter, die hier im Grunde ihre Idee zum RTL-Film "Medcrimes" variieren: Ein medizinisches Thema wird kriminalistisch aufbereitet. Dramaturgisch ausgesprochen geschickt ist dabei der Ansatz, sich nicht nur diverser Genres zu bedienen, sondern zu Beginn auch mehrere Handlungsebenen anzureißen. Viele Figuren werden nur kurz eingeführt, aber dank der prominenten Darsteller vermutet man umgehend, dass sie noch eine größere Rolle spielen werden: Fritz Karl als abwiegelnder Polizist, Jürgen Tonkel als Bürgermeister, der offenkundig Dreck am Stecken hat, und Wolfram Berger als Claras Vater, der als erster unter dem Ausschlag leidet. Das wahre Ausmaß der Katastrophe wie auch der Verschwörung, die sie verursacht hat, ist allerdings ungleich größer, als Clara ahnen kann, und auch diese Erkenntnis macht einen großen Reiz der Geschichte aus: weil Clara irgendwann niemandem mehr trauen kann.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).