###mehr-artikel###Käßmann wies darauf hin, dass der Begriff "christliches Abendland" durch den Reformator Martin Luther geprägt worden sei. Im guten Sinne sei damit "immer Weltoffenheit und Dialog" gemeint.
epd: Was halten Sie von den "Pegida"-Anhängern?
Käßmann: Mir scheint, dass Menschen bei "Pegida"-Demonstrationen mitlaufen, die gar nicht unbedingt ausländerfeindlich sind zuallererst, sondern irgendwie unzufrieden. Und ich denke, mit diesen Menschen müssen wir in einen Dialog kommen und sagen: "Lasst euch nicht mit Neonazis ein."
epd: Was darf Satire?
Käßmann: Manchmal - muss ich offen sagen - frage ich mich, warum Satiriker unbedingt religiöse Gefühle verletzen wollen. Warum, was ist das Ziel? Als Christin sage ich, wir können eigentlich keinen Blasphemieprozess führen, weil die schwerste Beleidigung Gottes selbst das Kreuz ist. Gott, gekreuzigt, leidend, am Kreuz gestorben, unter der satirisch gemeinten Unterschrift "Jesus von Nazareth, König der Juden". Schlimmer kann man Gott nicht beleidigen.
epd: Was würde Martin Luther zu den derzeitigen Verhältnissen sagen?
###mehr-links###Käßmann: Auf die Frage, was würde Martin Luther heute dazu sagen, antworte ich in der Regel nicht, weil 500 Jahre ein lange Zeit sind. Wie Luther sich heute formieren würde, weiß ich nicht. Nur, was ich weiß, ist, dass er mit für den Begriff "christliches Abendland" zuständig ist, weil er damals gesagt hat, die drei Weisen, von denen das Mathäusevangelium in der Geburtsgeschichte erzählt, kamen aus dem Morgenland. Und daraus hat sich der Begriff "Abendland" abgeleitet. Und da können Sie sagen, es gibt einen Zusammenhang mit Luther. Aber wir wissen genau: Das sogenannte christliche Abendland hatte seine besten Zeiten, wo es offen war, intellektuell offen war für andere Kulturen und kreativ war durch Handeln und Debatte. Und es hatte seine schwärzesten, dunkelsten Zeiten, wo es sich abgegrenzt hat gegen andere. Deshalb bedeutet für mich christliches Abendland im guten Sinne immer Weltoffenheit und Dialog.