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Zugleich zeigte sie Verständnis für die Unzufriedenheit der Teilnehmer der seit Wochen andauernden "Pegida"-Demonstrationen in zahlreichen Städten. "Ich verstehe viele Probleme, die viele Menschen umtreiben, etwa die unbestreitbaren Fragen, die die Zuwanderung aufwirft", sagte Merkel in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitagsausgabe). Die Zuwanderung sei aber "für unser Land ein Gewinn und im Übrigen unverzichtbar".
Bei den "Pegida"-Demonstrationen seien aber "auch andere Motive im Spiel", betonte die Kanzlerin. Für die Leute, die zu diesen Demonstrationen aufriefen, spielten "zu oft Vorurteile, Kälte, sogar Hass" eine Rolle. Deshalb sollten sich die Menschen nicht von ihnen instrumentalisieren lassen. "Ich muss verstehen, was die Sorgen sind, aber ich muss nicht Verständnis für jede Form von Demonstration haben", sagte Merkel.
Die Gefahr einer Islamisierung Deutschlands sehe sie nicht, sagte Merkel der Zeitung. Sie wisse, dass der Islam derzeit viele Deutsche verunsichere. Das liege vielleicht auch daran, dass "wir zu wenig über den Islam wissen".
Merkel: Christen brauchen mehr Selbstbewusstsein
Die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende ermunterte zugleich die Christen in Deutschland zu größerem Selbstbewusstsein. Sie sollten ihre eigene Identität stärken und "noch mehr und selbstbewusst über ihre christlichen Werte" sprechen und ihre Kenntnisse ihrer Religion vertiefen.
Mit Blick auf die Pariser Terroranschläge in der vergangenen Woche sprach sich Merkel für eine noch intensivere internationale Zusammenarbeit beim Kampf gegen den islamistischen Terrorismus aus. Die deutschen Sicherheitsbehörden täten alles, um einen Anschlag wie in Frankreich zu verhindern. "Völlig ausschließen können wir einen solchen Anschlag aber auch in Deutschland nicht", unterstrich die Kanzlerin.
19 Abgeordnete unterzeichnen Aufruf gegen "Pegida"
19 Bundestagsabgeordnete verschiedener Fraktionen wenden sich in einem gemeinsamen Appell gegen "Pegida". In dem am Donnerstag im Internet veröffentlichten Papier werden alle demokratischen Parteien aufgerufen, "sich klar von diesen anti-demokratischen Bewegungen abzugrenzen". Die diffuse Angst vor einer angeblichen Islamisierung Deutschlands basiere auf Unwissenheit, Lügen, Ressentiments und Ignoranz. "Pegida" sei "die erste größere Bewegung, in der sich in Deutschland moderne Formen des Rassismus manifestieren", heißt es weiter.
Der von dem Grünen-Politiker Özcan Mutlu initiierte Aufruf wurde unter anderem von Grünen-Chef Cem Özdemir und der Integrationsstaatsministerin Aydan Özoguz (SPD) unterzeichnet. Parlamentarier der Union wollten sich dem Appell nicht anschließen, sagte Mutlu. Wörtlich heißt es in dem Papier: "Wir sind Bundestagsabgeordnete verschiedener Herkunft und Weltanschauungen. Wir gehören verschiedenen Fraktionen an. Doch was uns unterscheidet, ist bei weitem nicht so stark wie das, was uns eint: Der Glaube an unsere Demokratie."