Am Samstagnachmittag überschritt der Aufruf "Für ein buntes Deutschland" die Marke von 100.000 Unterstützern. "Die Aktion geht derzeit durch die Decke", sagte der Deutschlandchef von change.org, Gregor Hackmack, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Die Organisation stellt die Plattform für Online-Petitionen zur Verfügung.
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An Heiligabend hatte ein Privatmann aus Hannover, Karl Lempert, die Unterschriftenaktion gestartet. Am Freitag hatten bereits 30.000 Menschen unterzeichnet, danach stieg die Zahl sprunghaft an. "Jetzt ist die Zeit zu bekennen, dass 'Wir sind das Volk!' unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion oder was auch immer gilt und weiter gelten muss", erklärte Lempert im Aufruf für die Aktion. "Pegida" demonstriert unter der Losung "Wir sind das Volk" seit Wochen gegen eine vermeintliche Islamisierung des Abendlandes sowie gegen die deutsche Flüchtlingspolitik.
Eine solche deutliche Unterstützung von Online-Petitionen gebe es "sehr selten", betonte Hackmack. Im Durchschnitt sei dies unter rund 1.000 Unterschriftaktionen im Vierteljahr nur einmal der Fall. "Für ein buntes Deutschland" sei eine Petition, "die sehr stark mobilisiert", erklärte der change.org-Deutschlandchef. Viele Menschen in Deutschland hätten offenbar ein Ventil gesucht zu zeigen, dass sie nicht hinter "Pegida" stünden. Eine breite Mehrheit könne sich nicht mit der fremdenfeindlichen Bewegung identifizieren. "Über die Petition haben sie die Möglichkeit, dies zum Ausdruck zu bringen", sagte Hackmack.
Lamperts Ziel sind eine Million Unterschriften gegen "Pegida". "Das ist schon ein sehr großes Ziel", erklärte Hackmack. Sollte sich die Petition weiter so rasant verbreiten, rechnet er damit, dass die Marke von einer Million im Januar erreicht wird. Eine Rechtsverbindlichkeit ergebe sich zwar nicht aus der Aktion. Sollten sich bundesweit aber mehr als eine Million Menschen der Petition anschließen, "wäre das schon ein sehr, sehr starkes politisches Signal", betonte Hackmack.
Weihnachtsliedersingen auf der Demonstration
Seit Oktober veranstalten die sogenannten "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) in Dresden und anderen deutschen Städten Kundgebungen, die sich vor allem gegen Muslime und Zuwanderer richten. Zuletzt hatten am Montag rund 17.500 Menschen in der sächsischen Landeshauptstadt gegen eine vermeintliche Islamisierung protestiert. Bei der Demo wurden vor allem Weihnachtslieder gesungen. Kirchenvertreter sprachen daraufhin von einem Missbrauch der Weihnachtsbotschaft.
Lempert hatte vor einigen Wochen über change.org bereits eine Petition zur posthumen Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an die Studentin Tugce Albayrak gestartet, die im November bei einer Prügelattacke in Offenbach getötet wurde. Die junge Frau hatte zwei Mädchen beschützt, die in einem Schnellrestaurant von mehreren Männer bedrängt wurden. Die Internet-Aktion fand bisher knapp 260.000 Unterstützer.