Bei Anschlägen auf zwei Großstädte im Norden Nigerias sind am Montag zahlreiche Menschen getötet worden. Mehr als 100 Kämpfer der Terrorgruppe Boko Haram stürmten am frühen Morgen durch Damaturu, die Hauptstadt des Bundesstaats Yobe, und eröffneten das Feuer. Augenzeugen berichteten von stundenlangen Schusswechseln und mehreren Explosionen, bevor Sicherheitskräfte die Kontrolle über die Stadt zurückgewonnen. In Maiduguri, der Hauptstadt des benachbarten Bundesstaats Borno, sprengten sich auf einem belebten Markt zwei Selbstmordattentäterinnen in die Luft.
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In Maiduguri seien mindestens sechs Menschen getötet worden, berichtete der britische Rundfunksender BBC. Über 30 Marktbesucher wurden verletzt. Aus Damaturu gab es bis zum Abend keine Zahlen. Es habe aber sehr viele Opfer gegeben, zitierten nigerianische Medien einen Polizeisprecher. Unter den Toten seien neben Angreifern auch Sicherheitskräfte.
Der Angriff auf Damaturu war offenbar gut geplant. Einheiten von Boko Haram zündeten ein Polizeihauptquartier und die Universität der Stadt an und verschanzten sich danach in einem leeren Schulgebäude. Das Militär setzte Kampfjets ein, um Bomben abzuwerfen. Augenzeugen berichteten über den Kurznachrichtendienst Twitter von Versuchen der Terroristen, Flugzeuge mit schweren Geschützen abzuschießen. Die Atmosphäre in Damaturu blieb auch nach Ende der Schusswechsel angespannt. Militär und Polizei durchkämmten die Stadt auf der Suche nach Terroristen.
Seit einigen Monaten versucht Boko Haram, weite Teile des Nordostens Nigerias unter seine Kontrolle zu bringen. Yobe und Borno sind zwei der drei Bundesstaaten, in denen wegen der Aktivitäten der Terrorgruppe der Ausnahmezustand gilt. Erst am Freitag hatten vermutlich ebenfalls Mitglieder der Gruppe einen Anschlag auf die Zentralmoschee von Kano, der größten Stadt Nord-Nigerias, verübt. Dabei kamen mehr als 100 Menschen ums Leben.
Boko Haram versteht sich als Teil des Terrornetzwerks Al-Kaida. Der Name bedeutet "Westliche Bildung ist Sünde". In den vergangenen Jahren sind bei Anschlägen der Gruppe vor allem im Nordosten Nigerias Tausende Menschen ums Leben gekommen. Spektakulär war auch die Entführung von mehr als 200 Schülerinnen im April, die bis heute in der Gewalt der Islamisten sind. Ziel von Boko Haram ist nach eigenen Angaben die Errichtung eines Kalifatsstaates im Norden Nigerias. Die Bewegung ist auch in zahlreiche kriminelle Geschäfte verstrickt.