Buß- und Bettag: EKD-Ratsvorsitzender prangert Ungleichheit an

Buß- und Bettag: EKD-Ratsvorsitzender prangert Ungleichheit an
Mit Gottesdiensten, Aktionen und Diskussionsrunden haben die evangelischen Christen am Mittwoch den Buß- und Bettag begangen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, forderte in München zur "öffentlichen Buße" über die ungleiche Verteilung des weltweiten Reichtums auf. "Es gibt noch immer einen goldenen Vorhang, der die arme und die reiche Welt trennt", sagte er bei einem Gottesdienst, der live in der ARD übertragen wurde.

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Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister warb dafür, den Buß- und Bettag wieder zu einem gesetzlichen Feiertag zu machen. "Wenn wir ihn als gesellschaftlichen Lerntag für Frieden und Gerechtigkeit verstehen, müssen wir darüber nachdenken, ihn wieder einzuführen", sagte er in Hannover. Der arbeits- und schulfreie Tag war 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen ersatzlos gestrichen worden. Die evangelische Kirche bezeichnet dies bis heute als Fehler.

Bedford-Strohm sagte, die 85 reichsten Menschen der Welt besäßen ebenso viel Vermögen wie die 3,5 Milliarden ärmsten. Es sei eine "traurige Realität, dass jeden Tag viele tausend Menschen sterben, weil sie nicht die Nahrung oder Medizin haben, die sie brauchen". Der bayerische Landesbischof sprach von einer "Bankrotterklärung für unser Wirtschaftssystem". Bedford-Strohm wurde in der vergangenen Woche zum EKD-Ratsvorsitzenden gewählt.

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Der Buß- und Bettag wurde 1532 im reformatorischen Straßburg offiziell eingeführt. Er thematisiert die Frage der Schuld und des christlichen Umgangs mit ihr in Buße, Beichte und Gebet. Die Christen sind zu Besinnung, kritischer Lebensbilanz und Neuorientierung eingeladen. Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs rief am Mittwoch zum Innehalten auf. "Die Welt gerät aus dem Lot, es geht nicht weiter so", sagte sie. Der Bußtag befreie vom Zwang zur Perfektion.

Zu dem evangelischen Gedenktag gab es vielerorts auch Angebote für Kinder und Jugendliche. In Berlin nahmen mehr als 1.000 Schüler an Workshops, Führungen und Zeitzeugengesprächen teil. Sie setzten sich an historisch bedeutsamen Orten, etwa in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück, mit der Vergangenheit auseinander. Die Landeskirchen in Bayern und Kurhessen-Waldeck veranstalteten eine gemeinsame Kampagne unter dem Leitwort "Da kommt noch was". Mit Plakaten, Anzeigen, einem Internetauftritt sowie einer Facebook-Begleitaktion sollte auf die bleibende Bedeutung des Bußtages aufmerksam gemacht werden.