Terrorgruppen finanzieren sich durch Plünderung antiker Fundstätten

Terrorgruppen finanzieren sich durch Plünderung antiker Fundstätten
Der Vormarsch der Terrorgruppe "Islamischer Staat" beflügelt nach Einschätzung des Hessischen Landeskriminalamtes (LKA) den illegalen Handel mit antiken orientalischen Fundstücken.

In der Öffentlichkeit gebe es noch viel zu wenig Bewusstsein dafür, dass der Handel mit illegal nach Europa gebrachten antiken Fundstücken eine Straftat darstelle, sagte LKA-Präsidentin Sabine Thurau am Montag bei der Vorstellung der Wanderausstellung "Kriminalarchäologie" auf dem Frankfurter Flughafen. Sie räumte dort zugleich ein, dass es bislang nur in Einzelfällen zu einer Strafverfolgung der Verantwortlichen komme.

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Nach Auskunft des Mainzer Altorientalisten Michael Müller-Karpe hat der Antiken-Schmuggel aus dem Irak und Syrien ein kaum mehr vorstellbares Ausmaß erreicht. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" finanziere sich mittlerweile zu einem wesentlichen Anteil durch den Verkauf von Funden aus Raubgrabungen. "Die Käufer im Westen haben unter Umständen das Messer finanziert, mit dem die Köpfe westlicher Geiseln abgeschnitten werden", sagte er.

In den von den Islamisten kontrollierten Regionen der beiden Länder würden mittlerweile Lizenzen an die Landbevölkerung verkauft, mit der die verarmten Bauern dann in einem genau begrenzten Territorium nach antiken Fundstücken suchen dürfen. Auf die Erlöse durch den Verkauf der Funde werde zudem von den Islamisten eine Steuer erhoben. Sammler im Westen seien bislang nur wenig bereit, sich mit den Hintergründen des Antikenhandels zu befassen. Stattdessen versuchten Auktionshäuser immer wieder, Kritiker wie ihn mit juristischen Schritten mundtot zu machen.

Das Überangebot an Hehlerware aus dem Nahen Osten habe teilweise schon zu Preiseinbrüchen auf den Kunstmärkten geführt. Der Marktwert wirklich außergewöhnlicher Stücke steige hingegen ungebrochen, sagte Müller-Karpe, der als Mitarbeiter des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz seit Jahren gegen den illegalen Antikenhandel ankämpft. Trotz der unsicheren Situation in den Herkunftsländern spricht sich der Mainzer Wissenschaftler für eine weitgehende Rückgabe aller sichergestellten Gegenstände aus: "Im Museum in Bagdad sind diese Kulturgüter trotz allem sicherer als bei den Hehlern in Deutschland."