"Ärzte ohne Grenzen": Keine Entwarnung in Ebola-Gebiet

"Ärzte ohne Grenzen": Keine Entwarnung in Ebola-Gebiet
In den westafrikanischen Ebola-Gebieten ist laut "Ärzte ohne Grenzen" noch keine Entspannung der Lage in Sicht.

"In der Tat sehen wir, dass die Patientenzahlen etwas zurückgehen in Liberia, aber ich glaube, es ist weit zu früh, jetzt von Entwarnung zu sprechen", sagte der Präsident der deutschen Sektion der Organisation, Tankred Stöbe, am Samstag dem Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Es gebe in Liberia noch Landesteile, die noch nicht von den Helfern erreicht worden seien und wo die Menschen noch unbeobachtet stürben.

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"Und wir dürfen nicht vergessen, dass in den Nachbarländern, also in Sierra Leone und in Guinea, die Patientenzahlen weiter ansteigen", betonte Stöbe. Zudem gebe es neuerdings Fälle in Mali. "Es ist viel zu früh jetzt hier an Entwarnung zu denken." Allerdings sei es nötig, die Strategie für die Bekämpfung der Epidemie anzupassen. "Wir müssen von den großen Kliniken weg" und stattdessen hin zu kleinen mobilen Einsatzteams, die schnell mobilisiert werden könnten, sagte der Arzt. Denn selbst in Orten, wo Ebola als besiegt gelte, tauchten oftmals nach einiger Zeit wieder neue Infektionen auf.

"Wir glauben, dass dieser Rückgang der Zahlen in Liberia eher auf ein Verhalten der Zivilbevölkerung zurückzuführen ist, ganz einfach, weil die internationale Hilfe jetzt gerade erst anläuft", sagte Stöbe. Die Menschen passten sich an, änderten ihren Umgang mit Hygiene und ihre Beerdigungsrituale. Er hoffe, dass die Auswirkungen der Hilfe bald sichtbar würden. "Dafür ist es jetzt aber noch zu früh." Er sei zufrieden, dass die Versprechungen endlich eingehalten würden und die Hilfe ankomme. "Es hat ja wirklich Monate gedauert." Noch bleibe zu sehen, ob und wie effektiv das sein werde.

"Aber die Strategie wird man vielleicht jeden Tag neu anpassen müssen", sagte der Mediziner. Es sei eine hohe Flexibilität gefragt. "Da ist noch kein Licht am Ende des Tunnels." Noch sei nicht wirklich klar, wie sich die Krankheit in den westafrikanischen Länder verhalte. "Und wir sind auch weiterhin sehr besorgt", betonte Stöbe.