Dies sei ein Gradmesser für eine Demokratie, sagte Grütters am Dienstag in Berlin. Deutschland brauche mutige Dichter und Vordenker, "denn sie sind es, die uns vor neuerlichen totalitären Anwandlungen zu schützen imstande sind". Sie seien der Stachel im Fleisch "unserer Gesellschaft, der verhindert, dass intellektuelle Trägheit oder politische Bequemlichkeit die Demokratie einschläfern", betonte die CDU-Politikerin anlässlich der Gründung des deutschen PEN-Clubs im Exil vor 80 Jahren.
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Die Schriftstellervereinigung habe die lebendige Kraft des freien Wortes im Ausland erhalten können - "zu einer Zeit, als Sprache in Deutschland als Werkzeug für Ideologie und Propaganda missbraucht und ihrer Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten beraubt wurde", erinnerte Grütters. Die in der Nazi-Zeit emigrierten deutschsprachigen Autoren seien fest entschlossen gewesen, das geistige Erbe Deutschlands und die Werte einer humanen Gesellschaft in der Fremde zu bewahren und zu verteidigen.
Nach den Worten der Staatsministerin steht Deutschland mit Blick auf seine Geschichte in der Pflicht, der künstlerischen Freiheit und der Freiheit der Sprache heute Zuflucht zu bieten. Die Freiheiten der Kunst zu schützen, sei heute oberster Grundsatz verantwortungsvoller Kulturpolitik. Die Bundesregierung fördere zum Beispiel das 1999 ins Leben gerufene Programm "Writers in Exile" des PEN-Zentrums Deutschland. Die Initiative bietet bis zu sieben Exilautoren über zwei Jahre einen sicheren Aufenthalt in Deutschland.
Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine der weltweit über 140 Schriftstellervereinigungen. 1948 benannte sich der Exil-PEN in PEN-Zentrum um. Die in England gegründete Vereinigung bezeichnet sich selbst als Anwalt des freien Wortes und gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftsteller. Dem PEN-Club im Exil gehörten etwa Heinrich und Thomas Mann sowie Bertolt Brecht an.