Fast jeder Sechste in Deutschland ist von Armut bedroht. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, galten im vergangenen Jahr rund 13 Millionen Menschen als armutsgefährdet. Damit blieb ihr Anteil von 16,1 Prozent im Vergleich zu 2012 unverändert. Die Sozialverbände warnten davor, das Problem zu ignorieren.
"Armut darf nicht zur Normalität werden", sagte die Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, Ulrike Mascher, in Berlin. Armut werde sich verfestigen, wenn nicht gegengesteuert werde. Sie forderte regulierende Maßnahmen. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse wie Leih- und Zeitarbeit, befristete Stellen sowie Teilzeit- und Minijobs müssten eingedämmt werden.
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Der Präsident des Sozialverbands Deutschland SoVD, Adolf Bauer, sagte: "Die Warnsignale noch länger in den Wind zu schlagen, wäre unverantwortlich." Gegenmaßnahmen gehörten auf die Tagesordnung, die sozialen Sicherungssysteme müssten verstärkt werden.
Frauen, mit einer Quote von 17,2 Prozent, sind häufiger von Armut bedroht als Männer, bei denen der Anteil nur 15 Prozent beträgt. Im Jahr 2013 waren mehr als ein Drittel der Menschen (35,2 Prozent) aus Haushalten Alleinerziehender armutsgefährdet. Bei den Alleinlebenden betrug der Anteil der armutsgefährdeten Personen 31,9 Prozent. Bei Personen aus Haushalten mit zwei Erwachsenen und Kindern war das Armutsgefährdungsrisiko dagegen eher unterdurchschnittlich: So lagen die Quoten für zwei Erwachsene mit einem Kind bei 11,1 Prozent und mit zwei Kindern bei 8,5 Prozent.
Die Angaben beruhen auf Erhebungen in der Europäischen Union. Eine Person gilt nach der EU-Definition als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. 2013 lag dieser Wert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 11.749 Euro im Jahr.