"Die tägliche Tragödie des Krieges betrifft nicht nur die Flüchtlinge sondern auch unsere eigene Bevölkerung", sagte der libanesische Ministerpräsident Tammam Salam am Dienstag in Berlin. Die hohe Anzahl von Flüchtlingen habe einen destabilisierenden Effekt vor allem auf ohnehin arme Gemeinden. "Der Libanon hat die Grenzen seiner Kapazitäten erreicht."
Ähnlich äußerte sich der jordanische Außenminister Nasser Judeh. Die Wirtschaft, die Infrastruktur, die Sicherheit werde zunehmend belastet, sagte er. In den Gemeinden, die die Flüchtlinge aufgenommen haben, führe dies zu Reibungen und Spannungen. "Wir sind erschöpft", sagte Judeh. Lange werde Jordanien diese Last nicht mehr tragen können.
Unterstützt wurde der Appell nach mehr langfristiger finanzieller Unterstützung von Vertretern der Türkei, des Iraks und Ägyptens. Man gehe davon aus, dass die Situation sich weiter verschärfe, sagte der stellvertretende türkische Außenminister Naci Koru. Er forderte die Staatengemeinschaft auf, zu ihren bereits gemachten finanziellen Zusagen zu stehen und mehr Mittel zur Verfügung zu stellen.
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An der eintägigen Konferenz in Berlin nehmen rund 40 Vertreter von Staaten und Hilfsorganisationen teil. Eingeladen haben Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und UN-Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres.
Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) werden für 2014 insgesamt 3,7 Milliarden US-Dollar für die Syrien-Hilfe benötigt. Bisher haben die Staaten nur rund 1,9 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt. Die Hilfen aus Deutschland belaufen sich seit 2012 auf rund 632 Millionen Euro.
Seit Beginn des Bürgerkriegs im Frühjahr 2011 sind Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR mehr als drei Millionen Menschen aus Syrien geflohen. Im Libanon leben mehr als 1,1 Million Flüchtlinge, die Türkei hat knapp 820.000 Menschen aufgenommen. In Jordanien haben mehr als 600.000 Männer, Frauen und Kinder Zuflucht gefunden.
Auswärtiges Amt will Zivilgesellschaft in Syrien stärken
Angesichts der dramatischen Situation in Syrien will die Bundesregierung ihre Kultur- und Bildungsangebote für das arabische Land gezielt ausbauen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass infolge des Syrienkonflikts eine verlorene Generation heranwächst", erklärte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Dienstag am Rande der Internationalen Syrien-Konferenz in Berlin.
So soll ein neues Stipendienprogramm bis zu hundert Flüchtlingen aus Syrien ein Studium in Deutschland ermöglichen. Wie der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) mitteilte, stellt das Auswärtige Amt dazu insgesamt 7,8 Millionen Euro zur Verfügung. Zudem wird die Zahl der regulären DAAD-Stipendien verdoppelt.