"Wir sind Kirche" enttäuscht über vatikanische Familiensynode

"Wir sind Kirche" enttäuscht über vatikanische Familiensynode
Das Abschlussdokument der katholischen Familiensynode ist eine Enttäuschung, sagt "Wir sind Kirche". Die katholische Reformbewegung hätte sich eine klare Aussage zugunsten der Menschen und einer offeneren Kirche gewünscht.

Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" hat sich enttäuscht über die vatikanische Familiensynode geäußert. In der Haltung zu wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen habe es keine Bewegung gegeben, sagte der Sprecher der Bewegung, Christian Weisner, am Freitag in Essen. Am Ende des Treffens, das als offener Dialog begonnen habe, hätten sich traditionell orientierte Bischöfe durchgesetzt. In Essen tagt ab Freitagabend die "Wir sind Kirche"-Bundesversammlung.

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Kirchenmitarbeiter, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennen oder die nach einer Scheidung eine neue Ehe eingehen, müssten nach wie vor mit ihrer Kündigung rechnen, erklärte Weisner. Das passe nicht zu einer Kirche, die Barmherzigkeit predige und den Menschen zur Seite stehen wolle. Angesichts weit verbreiteter Homophobie sei von einer Kirche eine klare Aussage zu erwarten, die sich gegen eine Abwertung oder gar Kriminalisierung von Lesben und Schwulen wende.

Rund 200 Kardinäle und Bischöfe hatten bei der außerordentlichen Synode unter Leitung von Papst Franziskus über die Themen Ehe und Familie beraten. In ihrem am vergangenen Wochenende präsentierten Abschlussdokument konnten die Bischöfe und Kardinäle keinen Konsens über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen finden. Entsprechende Passagen verfehlten die notwendige Zweidrittelmehrheit, obwohl sie gegenüber einem Zwischenbericht, der für "mutige Entscheidungen" geworben hatte, bereits stark abgeschwächt worden waren. Konkrete Beschlüsse soll eine weitere Versammlung im Oktober 2015 fassen.

Der innerkirchliche Diskussionsprozess sei nicht abgeschlossen, erklärte der "Wir sind Kirche"-Sprecher weiter. Die Bischöfe seien aufgefordert, in den nächsten elf Monaten in ihren Bistümern an den Papieren weiter zu arbeiten. Die Reformbewegung setze große Hoffnungen auf Franziskus, hieß es. In seinem Lehrschreiben "Evangelii Gaudium" habe er deutlich gemacht, dass Kirche kein Selbstzweck sei, sondern die Aufgabe habe, den Menschen zu dienen.