TV-Tipp des Tages: "Wir machen durch bis morgen früh" (ZDF)

iStockphoto
TV-Tipp des Tages: "Wir machen durch bis morgen früh" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Wir machen durch bis morgen früh", 27. Oktober, 20.15 Uhr im Zweiten
Drei Freunde wollen es krachen lassen, während ihre Frauen ein Wellness-Wochenende verbringen. Weil der Flug der Damen gestrichen worden ist und der nächste Flieger erst am nächsten Morgen abhebt, kommen beide Gruppen auf jene Idee, der der Film seinen Titel verdankt.

Für Lars Becker, hat der Schauspieler Martin Brambach mal gesagt, würde er auch einfach nur durchs Bild gehen. Der ausgezeichnete Ruf des Regisseurs geht vor allem auf die ZDF-Krimireihe "Nachtschicht" zurück, aber Thriller wie zuletzt "Unter Feinden" oder "Geisterfahrer" waren ebenfalls herausragendes Montagsfernsehen im "Zweiten". Alle paar Jahre streut Becker auch mal eine Komödie ein. In diesem Genre tut er sich etwas schwerer; Filme wie "Das Gelbe vom Ei" (1998) oder "Der beste Lehrer der Welt" (2006) haben zwar Spaß gemacht, doch an die Klasse seiner "Nachtschicht"-Geschichten reichen sie nicht heran. Das gilt auch für "Wir machen durch bis morgen früh", erst recht, wenn man das überwiegend in St. Pauli spielende Werk mit Sönke Wortmanns ähnlich episodisch angelegter Komödie "St. Pauli Nacht" vergleicht. Die Grundzüge der Handlung lassen sich auf zwei Sätze reduzieren: Drei Freunde wollen es krachen lassen, während ihre Frauen ein Wellness-Wochenende verbringen. Weil der Flug der Damen gestrichen worden ist und der nächste Flieger erst am nächsten Morgen abhebt, kommen beide Gruppen auf jene Idee, der der Film seinen Titel verdankt.

Ungeahnte Talente

Die schlichte Ausgangslage nutzen die drei Drehbuchautoren (Daniel Schwarz, Thomas Schwebel sowie Becker selbst) für eine Aneinanderreihung immer absurderer Situationen, die zum Teil tatsächlich ausgesprochen komisch sind; einige Einfälle sind allerdings auch pure Klamotte. Den Schauspielern hat das Unternehmen offenbar trotzdem Spaß gemacht; mitunter wirken die Darbietungen, als seien die Darsteller froh, mal von der Leine gelassen worden zu sein. Dass sie dabei auch übers Ziel hinaus schießen, liegt in der Natur der Sache, und tatsächlich sind einige Szenen nur deshalb witzig, weil die Akteure ihrem Affen hemmungslos Zucker geben. Gerade die Männer drehen dabei kräftig am Rad.

Zentrale Figur des Gattentrios ist Ali (Fahri Yardim), der in die Fliesenlegerdynastie Struttmann eingeheiratet hat, aber eben nicht, wie man in diesen Kreisen sagt, "von der Fliese kommt". Weil er außerdem an der falschen Stelle gespart hat, bekommt er ungebetenen Besuch von Rocky (Armin Rohde), dem König von St. Pauli: In dessen Saunaclub purzeln die prominenten Gäste nur so durch die Gegend, weil die von Ali verlegten Fliesen nicht rutschfest sind; selbst Rockys Kampfhund hat ein Schleudertrauma davon getragen. Der Kiezkönig trägt maßgeblich dazu bei, dass sich die Männer und ihre Frauen überhaupt über den Weg laufen: Weil Ali auf dem seifigen Fliesenparkett eine herrlich misslungene John-Travola-Imitation hinlegt, verdonnert Rocky ihn zum Auftritt in seinem Stripclub. Die Gattinnen sind derweil ausgerechnet in diesem Etablissement gestrandet, und Alis Frau Melanie (Heike Makatsch) staunt nicht schlecht über die ungeahnten Talente ihres Mannes.

Die Kerle haben ohnehin die viel besseren Szenen (Yardims Verstärkung sind Matthias Koeberlin und Tristan Seith, Makatschs Mitspielerinnen sind Christina Hecke und Katja Danowski), zumal das Trio in Wirklichkeit ein Quartett ist: Vierter im Bunde ist Georgie, dessen dauerbekifften zustand Max Simonischek hemmungslos ausnutzt. Weitere prominente Mitwirkende sind Peter Heinrich Brix als Melanies zur Mutter mutierter Vater, Ina Paule Klink und Wilfried Hochholdinger als komplett humorloses Polizistenduo, Catrin Striebeck als aufdringliche Nachbarin, Nicholas Ofczarek als Steueranwalt des Ehepaars, der Melanie ein unmoralisches Angebot macht, sowie Tedros Teclebrhan, in dessen Taxi sämtliche Beteiligten im Verlauf des Film nach und nach landen. Ein großartiges Ensemble, das Figuren mit mehr Tiefe verdient hätte; so ist "Wir machen durch bis morgen früh" eine etwas oberflächliche, aber immerhin ziemlich turbulente Komödie geworden.