Diakonie darf Porno-drehender Erzieherin kündigen

Foto: epd/Annette Zoepf
Die Erzieherin mit dem Kuenstlernamen "Julia Pink" vor der Verhandlung in Donauwoerth mit ihrem Anwalt Florian Fleig
Diakonie darf Porno-drehender Erzieherin kündigen
Eine 38-Jährige war Anfang des Jahres entlassen worden, weil sie in ihrer Freizeit Pornofilme gedreht hat - fristlos. Laut Arbeitsgericht war das nicht rechtens: Der Frau hätte ordentlich gekündigt werden müssen. Die will nun in die nächste Instanz.

Am Ende dauerte alles nur wenige Minuten. "Julia Pink" gibt sich demonstrativ zufrieden. Ein Teilerfolg sei das Urteil, sagt die Erzieherin, die von der Diakonie Neuendettelsau fristlos rausgeworfen wurde, weil sie in ihrer Freizeit unter Pseudonym Pornos gedreht und ins Internet gestellt hatte. "Ich werde auf jeden Fall in die nächste Instanz gehen", kündigt sie vor laufenden Kameras am Mittwoch in Donauwörth an. Ihr Anwalt Florian Fleig war zunächst vorsichtiger: "Wir müssen uns jetzt erst einmal die Urteilsbegründung ansehen."

Es ist kurz nach 9.15 Uhr, als Richterin Renate Leirer die Sitzung des Arbeitsgerichts Augsburg in der Außenstelle Donauwörth eröffnet. Die Argumente der beiden Parteien seien bereits hinlänglich ausgetauscht worden, schriftlich und auch beim Gütetermin Anfang Juli, sagte Leirer. Die Diakonie sieht im Mitwirken in Pornos nach kirchlichem Arbeitsrecht eine "Pflichtverletzung im außerdienstlichen Bereich". Die Erzieherin will nur abgemahnt und nicht  ekündigt werden, nur weil sie ihren Nebenjob in der Erotikbranche nicht angemeldet hat.

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Vor Sitzungsbeginn gibt die Erzieherin mit dem Künstlernamen "Julia Pink" zahlreiche Interviews. Die Antworten sind immer die gleichen: Sie fühle sich nach wie vor ungerecht behandelt, sie habe ihren Job jahrelang gut gemacht, habe in einem tollen Team gearbeitet, nie habe es Grund zur Beanstandung gegeben. Ihren Nebenjob habe sie immer strikt von der Arbeit als Erzieherin in einem Oettinger Heim für erwachsene Menschen mit Behinderung getrennt: "Ich weiß nicht, warum mein Nebenjob nicht mit den christlichen Werten der Kirche vereinbar sein soll."

Die Erzieherin will ihren Auftritt vor Gericht möglichst medienwirksam in Szene setzen. Ihr Ehemann sortiert die Medienvertreter - wer bekommt exklusive O-Töne, mit wem wird am besten gar nicht geredet. "Julia Pink" sieht so gar nicht wie ein Sternchen aus der Pornobranche aus, mit Ausnahme der langen Fingernägel in Pink und Zartrosa vielleicht. Sie trägt nur schwarz: Kunstledermantel, Stiefel bis kurz unters Knie und einen glitzernden Pulli.

In der kurzen mündlichen Verhandlung liefern sich Kläger und Beklagte ein kurzes verbales Scharmützel. Anwalt Fleig betont, dass die Erzieherin "durchaus wieder eingestellt werden will". Der Rechtsanwalt der Diakonie kontert, in den zahlreichen Interviews seit der Kündigung habe "Julia Pink" mehrfach betont, sie wolle nicht zurück zur Diakonie, sie wolle eine Abfindung. Richterin Leirer beendet die Diskussion, weil für die Entscheidung ohnehin irrelevant
sei, was nach der Kündigung gesagt wurde. Dann zieht sich das Gericht zur Beratung zurück.

Um 9.38 Uhr kommen Leirer und ihre ehrenamtlichen Kollegen zurück in den Saal. Sofort wird das Urteil verkündet. Die außerordentlichen, fristlosen Kündigungen vom Mai und Juni seien unwirksam, nicht aber die ordentliche Kündigung vom Juni. Demnach endet das Arbeitsverhältnis zwischen Erzieherin und Diakonie zum 30. November dieses Jahres. Bei der Interessensabwägung sei das Gericht zu dem Schluss gekommen, "dass eine Weiterbeschäftigung der Klägerin bis zum Ende der Kündigungsfrist zumutbar ist", erläuterte Leirer.

Das heißt, dass "Julia Pink" auf jeden Fall bis Ende November von der Diakonie weiter bezahlt werden muss. Der Anwalt der Diakonie sowie die Heimleiterin der Oettinger Einrichtung verlassen nach der Verkündung des Urteils beinahe fluchtartig das Gebäude, während sich die Erzieherin samt Anwalt vor den Kameras aufbaut. "Ich bin eigentlich total zufrieden", sagt sie. Wie ans Tageslicht gekommen ist, dass sie Pornos dreht, weiß sie übrigens bis heute nicht: "Pornos gucken ist anscheinend ok, Pornos drehen nicht. Sind das die christlichen Werte der Kirche?"