Ebola-Beauftragter: Situation in Westafrika ist unfassbar

Ebola-Beauftragter: Situation in Westafrika ist unfassbar
Als "beklemmend und unfassbar" hat der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, die Situation in den von der Epidemie betroffenen Gebieten in Westafrika bezeichnet.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verlangte mehr internationale Hilfe. Die Zahl der Erkrankungen ist auf über 9.200 gestiegen. Deutschland will unterdessen Flugzeuge für den Transport von Erkrankten entwickeln.

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Lindner sprach nach einem Besuch in Westafrika von einer menschlichen Tragödie. "Was lokale und internationale Ärzte und Helfer dort täglich leisten, ist unvorstellbar", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). Die Hilfe laufe an, "spät sicherlich, aber nun von vielen Seiten". Entscheidend sei eine effiziente Koordination.

Steinmeier warb für ein stärkeres Engagement der Weltgemeinschaft gegen die Krankheit. "Wir alle haben Ebola unterschätzt", sagte er der FAS. "Heute wissen wir, dass wir mit jedem Tag, der ohne konsequentes Handeln vergeht, Gefahr laufen, den Kampf gegen Ebola zu verlieren." Der Minister kündigte an, bei einem Treffen mit den EU-Außenministern am Montag in Luxemburg auch darüber zu diskutieren, was man tun könne, um solchen Krisen schneller und effizienter zu begegnen.

Ein Flug kostet mindestens 200.000 Dollar

Die Zahl der Ebola-Erkrankten ist unterdessen auf weltweit über 9.000 angestiegen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO nennt in einem am Freitagabend in Genf veröffentlichten Bericht 9.216 bestätigte oder wahrscheinliche Fälle. Die meisten von ihnen wurden aus den drei hauptbetroffenen Ländern Liberia (4262), Sierra Leone (3410) und Guinea (1519) gemeldet. Weitere Ebola-Fälle gibt es in Nigeria (20), den USA (3), im Senegal und in Spanien (je 1). 4.555 Menschen sind bereits an der Krankheit gestorben, einer von ihnen vor wenigen Tagen in Leipzig. Der 56-Jährige war UN-Mitarbeiter in Liberia.

Die Bundesregierung lässt laut FAS eigene Flugzeuge entwickeln, um Ebola-Patienten sicher transportieren zu können. Die Maschinen sollen bis Mitte November zur Verfügung stehen, berichtet die Zeitung. Das bisher geheim gehaltene Projekt wurde auf Vorschlag des Bundesaußenministeriums vereinbart. In wenigen Wochen sollen die ersten freiwilligen Helfer aus Deutschland in die Ebola-Regionen in Westafrika aufbrechen.

Bisher besitzen nur die USA entsprechende Flugzeuge. Die beiden bisher weltweit einzigen Maschinen haben den Angaben zufolge eine Isolierstation in Form eines großen Plastikzeltes an Bord. Diese wird nach dem Flug verbrannt. Transportiert kann jeweils nur ein Patient. Ein Flug kostet mindestens 200.000 Dollar. Auch die Erkrankten, die nach Deutschland kamen, wurden mit diesen Maschinen eingeflogen.