"Spiegel": Gequälter Asylbewerber aus Burbach in U-Haft

"Spiegel": Gequälter Asylbewerber aus Burbach in U-Haft
Einer der misshandelten Asylbewerber aus dem Flüchtlingsheim in Burbach ist wegen eines Einbruchs bei einem Juwelier angeklagt.

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Eines der Misshandlungsopfer aus dem Asylbewerberheim im nordrhein-westfälischen Burbach wird sich laut "Spiegel" demnächst wegen Diebstahls vor Gericht verantworten müssen. Der 18-jährige Algerier ist angeklagt, zusammen mit einem 32-jährigen Landsmann Ende Mai in ein Juweliergeschäft in Iserlohn eingebrochen zu sein, wie das Nachrichtenmagazin in seiner jüngsten Ausgabe berichtet. Die beiden Männer konnten nach Angaben aus Justizkreisen in der Nähe des Tatorts gefasst werden. Seither sitzen sie in Untersuchungshaft.

Der 18-Jährige soll der bislang unbekannte Flüchtling aus der Unterkunft im Siegerland sein, dessen Martyrium Ende April auf einem Video festgehalten worden war. In dem Film ist zu hören, wie zwei Wachleute den Asylbewerber auffordern, sich in sein Erbrochenes zu legen. Zuvor soll ihr Kollege den Nordafrikaner geschlagen haben. Die Staatsanwaltschaft Siegen ermittelt gegen die Sicherheitsmänner.

Flüchtlingsheim-Betreiber: Wir bekommen zu wenig Geld

Unterdessen hat die Betreiberfirma "European Homecare" (EHC) in dem Skandal um Misshandlungen im Flüchtlingsheim Burbach "eklatantes Versagen in Sicherheitsfragen" eingeräumt. Der Sicherheitsfirma SKI sei gekündigt worden. Fortan werde die Firma RGE, eine hundertprozentige Tochter der Stadt Essen, den Wachdienst in den Asylbewerberheimen übernehmen. Zudem wolle man alle Einrichtungen von unabhängigen Sicherheitsexperten kontrollieren lassen. In Burbach wurde EHC allerdings abgezogen und die Leitung dem Deutschen Roten Kreuz übergeben.

Ein Sprecher von EHC Kritisierte in diesem Zusammenhang nach Zeitungsangaben die oft zu knappen Budgets, mit denen die Länder und Kommunen die Betreiber ausstatteten. Bei den wenigen Euro pro Tag und Flüchtling seien die Betreiber oftmals gezwungen, ausgerechnet an der Sicherheit zu sparen. Zugleich verteidigte der Inhaber der privaten Firma, Sascha Korte, den Großteil der Mitarbeiter. Notunterkünfte seien "keine Teekreise für Handarbeitslehrerinnen". Die Mitarbeiter vor Ort müssten sich "dort jeden Tag dem wirklichen Leben stellen". Für die Übernahme dieser Verantwortung erwarte er "zumindest einen gewissen Respekt".

Einem Bericht der "Bild am Sonntag" zufolge werden die Mitarbeiter der deutschen Sicherheitsdienste immer seltener durch die Behörden kontrolliert. Danach sank die Anzahl der Überprüfung der bundesweit mehr als 4.000 Unternehmen in den vergangenen Jahren drastisch: Nach Zahlen der Bundesfinanzdirektion West kontrollierten die zuständigen  Finanzbehörden 2012 noch 1.924 Arbeitgeber, im vergangenen Jahr gab es lediglich 1.031 Kontrollen. Auch die "Befragungen" von Sicherheitsmitarbeitern vor Ort sei in diesem Zeitraum um mehr als 38 Prozent zurückgegangen. 2013 stellten die Behörden demnach 1.412 Straftaten und 474 Ordnungswidrigkeiten in der "Branche Sicherheitsdienstleistungen" fest.