Angesichts der mutmaßlichen Misshandlungen in Flüchtlingsheimen fordern Kirchenvertreter und Flüchtlingsorganisationen Aufklärung und mehr Kontrollen. Die evangelische Arbeitsgemeinschaft Migration Rheinland-Westfalen-Lippe mahnte am Mittwoch die Einrichtung eines Krisenstabs unter Federführung des NRW-Innenministeriums an. Ein solches Gremium müsse den schlimmsten Fehlentwicklungen entgegenarbeiten, forderte die AG. Nach Misshandlungsfällen in Nordrhein-Westfalen wurden unterdessen Vorwürfe gegen einen Wachmann in einer Asylbewerberunterkunft im sächsischen Hoyerswerda laut.
Die evangelische Arbeitsgemeinschaft Migration rief dazu auf, die zuständigen Abteilungen im Ministerium und in der Bezirksregierung Arnsberg dringend personell so auszustatten, "dass sie ihre Steuerungsfunktion wieder wahrnehmen können", hieß es. Zudem seien verbindliche Standards für die Unterbringung und Betreuung von Asylsuchenden in Nordrhein-Westfalen nötig.
Die mutmaßlichen Misshandlungen in Flüchtlingsheimen in Bad Berleburg, Burbach und Essen hatten für Bestürzung gesorgt. Mitarbeiter von privaten Sicherheitsfirmen sollen Flüchtlinge gequält oder verletzt haben. Gegen insgesamt elf Wachleute wird ermittelt.
Auch die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum forderte eine vollständige Aufklärung der Vorwürfe. Die bekanntgewordenen Misshandlungen machten eine sofortige Kündigung aller Mitarbeiter erforderlich, die durch Gewalt aufgefallen seien.
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Die Flüchtlingshilfe und auch der Flüchtlingsrat NRW kritisierten, dass die Verträge mit der Firma European Homecare, die in dem Bundesland sechs Aufnahmeeinrichtungen betreibt, keine Kontrollmöglichkeiten seitens der Behörden enthielten. Zudem müsse künftig unterbunden werden, dass European Homecare als Betreiber Subunternehmen beschäftigt. Dadurch bestehe keine Möglichkeit, die Qualifikation des eingesetzten, möglicherweise auch vorbestraften Personals zu überprüfen.
Gegen einen Wachmann in einer Asylbewerberunterkunft im sächsischen Hoyerswerda wird wegen des Verdachts auf Körperverletzung ermittelt. Ein 29-jähriger Tunesier wirft dem Mann vor, ihn bei einer Auseinandersetzung gestoßen zu haben, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Der Flüchtling sei gestürzt und habe sich eine Fraktur an den Rippen zugezogen.
Betreiber des Wohnheimes in Hoyerswerda ist das in der Kritik stehende Unternehmen "European Homecare". Das Operative Abwehrzentrum der Polizeidirektion Leipzig habe die Ermittlungen übernommen.