Die Zahl der Hungernden weltweit ist nach UN-Schätzungen um 35 Millionen zurückgegangen. Zwischen 2012 und 2014 hatten dennoch 805 Millionen Menschen oder elf Prozent der Weltbevölkerung nicht genug zu essen, wie es im Welternährungsbericht hieß, der am Dienstag in Rom veröffentlicht wurde. Für den Vergleichszeitraum 2011 bis 2013 hatte die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) die Zahl der Hungernden noch auf 840 Millionen geschätzt. Das entspricht einem Rückgang um sieben Prozent.
FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva äußerte sich optimistisch, dass die Zahl der Hungernden in den kommenden Jahren weiter sinken werde. Da die landwirtschaftliche Produktion zugenommen habe, seien die Preise für Lebensmittel gesunken und hätten sich stabilisiert, sagte er bei der Vorstellung des Berichts. So entwickle sich Indien, in dem ein Viertel der Hungernden weltweit lebe, zum größten Hersteller von Milchprodukten. Der Anbau des Hauptnahrungsmittels Getreide werde hingegen global weniger rasch steigen.
"Schon heute produzieren wir, was wir brauchen, wir müssen aber die Vergeudung von Lebensmitteln reduzieren", sagte der Generalsekretär der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), José Angel Gurría. Allein die Zuckerproduktion werde in den kommenden zehn Jahren um zwanzig Prozent steigen. Vor allem der Warenfluss müsse durch einen Abbau von Handelsbarrieren weiter verbessert werden. Denn unter Preissteigerungen bei Lebensmitteln, die von Handelsrestriktionen verschärft würden, litten vor allem arme Menschen, die einen Großteil ihres Einkommens für Nahrung ausgäben.
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In Entwicklungsländern sank die Zahl der Unterernährten um zehn Prozent auf 791 Millionen Menschen. Die geringsten Fortschritte bei der Hungerbekämpfung wurden in Afrika südlich der Sahara verzeichnet. Dort hungert weiter jeder vierte. Auf dem gesamten Kontinent litten etwa 214 Millionen Menschen an Unterernährung, drei Millionen mehr als bei der vorherigen Schätzung. Den größten Fortschritt machten Ost- und Südostasien. Dennoch leben die meisten Hungernden im bevölkerungsreichsten Kontinent der Welt: 526 Millionen Menschen.
Insgesamt bleiben den UN-Experten zufolge starke regionale Unterschiede bei der Bekämpfung des Hungers. Zahlreiche Entwicklungsländer beispielsweise in Lateinamerika hätten das Millenniumsziel erreicht, bis kommendes Jahr die Zahl der Hungernden zu halbieren. Andere Länder seien davon weit entfernt. Die Anstrengungen der Regierungen nahmen laut UN deutlich zu. Weiteres Engagement sei aber nötig. So brauche es öffentliche und private Investitionen, um die landwirtschaftliche Produktivität zu steigern. Überdies müsse der Zugang zu Ackergerät und Land, Märkten und Technologie verbessert werden, hieß es in dem Bericht, den die FAO, das Welternährungsprogramm (WFP) und der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) vorlegten.