Für sie sei es eine Utopie, in einem Land ohne Armee zu leben, sagte sie dem in Bielefeld erscheinenden "Westfalen-Blatt" (Freitagsausgabe). Die frühere EKD-Ratsvorsitzende machte zugleich deutlich, dass es auch weiter Utopien geben müsse.
"Ich träume davon, dass es eine Welt ohne Krieg geben kann. Ich habe die Utopien von gerechten Beziehungen zwischen Arm und Reich und Männern und Frauen. Wenn es das nicht mehr gibt, dann bewegt sich nichts mehr. Dann haben wir nur noch eine Politik des Pragmatismus, die einen Schritt geht und dann den nächsten", sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin, die heute als EKD-Botschafterin für das 500. Reformationsjubiläum 2017 wirbt.
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Käßmann verteidigte ihre Äußerungen zu tagespolitischen Ereignissen: "Die evangelische Kirche ist seit Martin Luther politisch. Es ist etwas typisch Evangelisches, sein Gewissen an der Bibel zu schärfen", sagte die Theologin dem "Westfalen-Blatt". Zum Kampf gegen den Terrorismus sagte sie, dass ihrer Meinung nach nur die Vereinten Nationen das Organ sein sollten, das die Entscheidung in solchen Fällen treffen sollte.
Käßmann hatte dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" im August gesagt: "Ich fände es gut, wenn die Bundesrepublik auf eine Armee verzichten könnte wie etwa Costa Rica." Sie schränkte ein, ihr sei klar, dass ihre Position im Moment noch eine Utopie sei, auch wegen der Einbindung Deutschlands in der Nato. Zugleich äußerte sie den Standpunkt, sie fände es gut, wenn Deutschland sich als Konsequenz aus den Schrecken des 20. Jahrhunderts nicht an Kriegseinsätzen im Ausland beteilige.
Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte sich bereits in der Vergangenheit immer wieder kritisch zur Rolle der Bundeswehr und vor allem über die Auslandseinsätze geäußert. Mit dem Satz "Nichts ist gut in Afghanistan" bei der Neujahrspredigt 2010 in der Dresdner Frauenkirche hatte sie eine breite gesellschaftliche Debatte über das Bundeswehr-Engagement in Afghanistan ausgelöst.