Wenn freie Journalisten fernab der Heimat in eine Gefahrensituation gerieten, seien sie ohne die Rückendeckung einer Redaktion oft hilflos, sagte die ROG-Referentin Silke Ballweg dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Sie haben meist keinen festen Ansprechpartner, den sie um Hilfe bitten können, wenn es gefährlich wird, etwa um Kontakt mit der Botschaft aufzunehmen", erklärte sie. Im Vergleich zu fest angestellten Kollegen seien freie Journalisten zudem oft schlechter ausgerüstet und versichert.
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Zugleich sind der Expertin zufolge gerade in Konfliktregionen immer mehr freie Journalisten tätig. Schließlich schickten viele Redaktionen aus Sicherheitsgründen keine festen Mitarbeiter mehr in Gebiete wie Syrien, den Irak oder die Ostukraine, sagte Ballweg. In Syrien war im vergangenen Jahr auch der freie US-Journalist Steven Sotloff verschleppt worden, dessen mutmaßliche Enthauptung durch die sunnitische Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) jetzt weltweit Entsetzen auslöste. Auch sein zuvor getöteter Kollege James Foley arbeitete als freier Journalist.
Um sich so gut wie möglich vor gewaltsamen Übergriffen zu schützen, sollten sich Journalisten in Kriegs- und Krisengebieten laut "Reporter ohne Grenzen" unbedingt mit Sicherheitswesten und -helmen ausrüsten. Hilfreich sei auch, vor der Ausreise ein Sicherheitstraining etwa bei der Bundeswehr zu absolvieren, bei dem auch wichtige Tipps für Stresssituationen vermittelt würden, erklärte Ballweg. Nach Möglichkeit sollten nur erfahrene Journalisten in Kriegs- und Krisengebieten arbeiten. Einsteiger sollten beim ersten Mal unbedingt in Begleitung erfahrener Kollegen reisen.
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Die Gefahr für Journalisten ist laut Ballweg in jüngster Zeit weiter gestiegen, da die Fronten zwischen den Konfliktparteien immer unschärfer verliefen. "Die Grenzen zwischen sicherem und unsicherem Terrain zerfließen", sagte sie. "Für Reporter ist oft nicht mehr klar zu erkennen, wer Freund ist und wer Feind." Häufig gerieten die Berichterstatter von beiden Seiten unter Beschuss und würden unzulässig in Konflikte hineingezogen. Alle Beteiligten müssten die Rolle von Journalisten als unabhängige Beobachter akzeptieren und diese gemäß UN-Konvention wie Zivilpersonen behandeln, sagte Ballweg: "Journalisten dürfen nicht zum Spielball politischer und militärischer Interessen werden."