Diakoniechef gegen schärferes Strafrecht bei Sterbehilfe

Diakoniechef gegen schärferes Strafrecht bei Sterbehilfe
In der Diskussion um die gesetzliche Regelung der Sterbehilfe hat sich Diakoniepräsident Ulrich Lilie gegen ein schärferes Strafrecht ausgesprochen.
01.09.2014
epd
Thomas Schiller

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"Es muss weiterhin Freiräume geben", sagte der Chef der bundesweiten Diakonie dem Evangelischen Pressedienst. Ärzte, Pflegende und Angehörige müssten ihre persönliche Verantwortung für sich, vor den anderen und vor Gott wahrnehmen. "Das ist ein gutes protestantisches Prinzip", sagte der Theologe. Die Handelnden hätten die konkrete Verantwortung, die staatlichen und kirchlichen Richtlinien in die beste Lösung für die Beteiligten zu übersetzen. "Das Strafrecht kann diese Dilemma-Situation nicht lösen", erklärte Lilie.

Der Spitzenvertreter des evangelischen Sozialverbands sprach sich aber strikt gegen eine Institutionalisierung der Sterbehilfe aus. "Jede organisierte, erst recht jede kommerzialisierte Form von Sterbehilfe ist zu verhindern", sagte Lilie. Diese Grenze dürfe auch bei einer gesetzlichen Neuregelung nicht überschritten werden.

Lilie bekräftigte damit die Position der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die ebenfalls organisierte Sterbehilfe ablehnt. Diese Haltung hat auch der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider in mehreren Interviews unterstrichen. Zugleich hatte Schneider angesichts einer Krebserkrankung seiner Ehefrau eingeräumt, sie auch gegen seine Überzeugung zur Sterbehilfe zu begleiten. Nach Auffassung des Diakoniepräsidenten entspricht eine solche Unterscheidung von Amt und Person einer evangelischen Haltung: Als Ratsvorsitzender und Mensch vertrete Schneider ein Prinzip, das er für sinnvoll halte. Als Ehemann und liebender Partner könne er aber seine Frau in konkreter Not und auf dem von ihr angestrebten Weg nicht allein lassen. "Das ist eine völlig andere Dimension", sagte Lilie.

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Der Chef der bundesweiten Diakonie fordert einen Ausbau der Palliativversorgung für alte und demente Menschen. "Das betrifft Hospize, aber auch die stationären Einrichtungen der Altenhilfe", sagte er. Mit Blick auf die anstehende Pflegereform äußerte Lilie die Erwartung, dass der Gesetzgeber differenzierte Möglichkeiten fördere, um verschiedenen Formen von Demenz gerecht zu werden. Einerseits gebe es Menschen, die mit der Krankheit noch gut in der Gesellschaft zurechtkämen. Andererseits gebe es Fälle schwerster Demenz. "Wir brauchen ein Bündel von sehr unterschiedlichen Handlungsoptionen", sagte der Diakoniechef.

Der 57-jährige Pfarrer steht seit dem 1. Juli an der Spitze der Diakonie Deutschland. Der Dachverband des evangelischen Sozialwerks vertritt bundesweit 28.000 Einrichtungen mit rund 450.000 Mitarbeitern. Lilie wird am Mittwoch mit einem Gottesdienst in Berlin offiziell in sein Amt eingeführt.