Verfassungsschutz: Deutsche verüben Selbstmordattentate im Irak

Verfassungsschutz: Deutsche verüben Selbstmordattentate im Irak
Fünf Dschihadisten aus Deutschland haben nach Erkenntnissen des Bundesamts für Verfassungsschutz Selbstmordanschläge im Irak und in Syrien verübt. Die Zahl der aus Deutschland in die Kampfzonen der beiden Länder ausgereisten Islamisten sei mittlerweile auf über 400 nachweisbare Fälle angestiegen, sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, am Sonntag im Deutschlandfunk.

Maaßen sprach von einer "deutlich stärkeren Brutalisierung von Personen", was über deren Mitteilungen auf Facebook und Twitter erkennbar sei. "Wir müssen eigentlich erwarten, dass die Personen zurückkommen und hier Anschläge begehen", sagte Maaßen. Er sprach von einer "erhöhten abstrakten Gefahr", konkrete Hinweise gebe es noch nicht.

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Die Terror-Organisation "Islamischer Staat" (IS) wirbt in den sozialen Netzwerken und im Internet in deutscher Sprache neue Kämpfer an. Die IS sei so lange attraktiv, so lange sie Erfolg habe. "Was die Leute anzieht, ist die hohe Brutalität, die Radikalität, die Rigorosität", sagte der Verfassungsschutzpräsident. IS habe dem Terrornetzwerk Al-Kaida den Rang abgelaufen.

Zweites Selbstmordattentat in drei Wochen

Maaßen will die Zusammenarbeit mit dem türkischen Geheimdienst weiter intensivieren. Die türkischen Dienste seien wichtige Partner, zum einen mit Blick auf die extremistischen Gruppen aus der Türkei, die in Deutschland wirkten, zum anderen wegen der Durchreise der Islamisten in den Irak und nach Syrien. 400 Ausreisen und fünf Selbstmordattentäter "sind nicht akzeptabel und aus deutscher Sicht ein unhaltbarer Zustand", sagte der Verfassungsschutzpräsident.

Nach einem Bericht "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" bestätigten Sicherheitskreise inzwischen, dass der deutsche Konvertit Philip Bergner aus Dinslaken vor drei Wochen ein Selbstmordattentat nahe der Stadt Mossul begangen hat. Bergner, der im Sommer 2013 nach Syrien gereist war, hatte demnach ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug in eine Stellung der kurdischen Peschmerga gefahren. Dabei gab es mindestens zwanzig Tote.

Deutsche Islamisten als Kononenfutter der IS

Burkhard Freier, Leiter des Verfassungsschutzes in Düsseldorf, sagte der Zeitung, Bergner sei nicht der einzige Deutsche in den Reihen des IS, der sich in die Luft sprengte. Es gebe Hinweise, dass "einige Männer aus Nordrhein-Westfalen im Irak Selbstmordattentäter des Islamischen Staates geworden sind". Viel spreche dafür, dass der IS Druck ausübe, damit westliche Ausländer sich zu solchen Taten bereiterklärten.

Die Terrorgruppe missbrauche deutsche Islamisten, die ohne Kampferfahrung nach Syrien reisten, als Kanonenfutter. "Nach einer dreiwöchigen Grundausbildung kommen sie an die Front, so dass sie dort kaum eine Überlebenschance haben", sagte Freier.

Die Ausrufung des Kalifats durch den IS wird in der deutschen Islamisten-Szene nach Angaben des Verfassungsschutzes geradezu euphorisch begrüßt. Die Grausamkeit der IS-Kämpfer sei für viele junge Männer in der Szene "faszinierend", sagte Freier. Solange der IS Erfolg habe und seine aggressive Propaganda betreibe, werde die Zahl junger Leute in radikalen Netzwerken wie auch die Ausreisen nach Syrien weiter steigen.