Es handele sich um einen Krieg, "der der Ukraine aufgezwungen wird". Die Situation sei "sehr gefährlich und beunruhigend". Reguläre russische Truppen hatten in den vergangenen Tagen offenbar in den Militärkonflikt zwischen der ukrainischen Armee und prorussischen Separatisten im Osten des Landes eingegriffen. Das berichteten am Donnerstag übereinstimmend die Regierung in Kiew sowie die Nato. Russische Soldaten stünden anscheinend vor der Hafenstadt Mariupol, berichtete Haska. Seit Ausbruch der Kämpfe im April wurden nach UN-Angaben rund 2.600 Menschen getötet. 6.000 erlitten Verletzungen, rund 190.000 Menschen sind auf der Flucht.
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Es sei völlig offen, wie sich die Situation weiter entwickele, sagte Haska. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko habe den Terroristen "viel Geduld" entgegengebracht und versucht, die Lage zu entschärfen. Seine ausgestreckte Hand sei aber immer wieder ausgeschlagen worden. Die Menschen seien mit allen Gedanken und Sinnen bei der Situation im Osten, ergänzte der Geistliche. Sie stünden hinter Poroschenko und dem amtierenden Ministerpräsidenten Arseni Jazenjuk. Jazenjuk kündigte am Freitag eine Initiative zum Nato-Beitritt der Ukraine an.
Angst vor Eskalation ist spürbar
In Kiew habe sich die Lage nach den wochenlangen Unruhen vom Winter inzwischen wieder beruhigt, berichtete Haska. "Wir können ganz normal arbeiten." Der Maidan-Platz, Zentrum der europafreundlichen Bewegung, sei inzwischen geräumt, nur die Institutska-Straße sei weiter gesperrt. Dort hatten Scharfschützen am 20. Februar Dutzende Menschen erschossen. Bei Gesprächen schwinge immer die Angst vor einer weiteren Eskalation des Krieges mit, "bei allem, was wir tun und denken", schilderte der Pfarrer. "Die Spannung liegt geradezu in der Luft."
Haska ist seit 2009 Pastor der Gemeinde Sankt Katharina in Kiew. Die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine geht auf Aussiedler zurück, die von Zarin Katharina II. Mitte des 18. Jahrhunderts ins Land gerufen wurden. Die Gemeinde zählte zwischenzeitlich mehr als 10.000 Mitglieder, ehe das religiöse Leben in der Sowjetzeit zum Erliegen kam. Erst nach der Unabhängigkeit der Ukraine konnte die deutsche evangelische Kirche wieder gegründet werden. Heute zählen zu ihr rund 3.000 Gläubige in rund 30 Gemeinden. Ihr Bischof ist seit einigen Monaten Serge Maschewski.