Uniklinik-Direktor Nagel fordert intensivere Ebola-Forschung

Uniklinik-Direktor Nagel fordert intensivere Ebola-Forschung
Im Kampf gegen das tödliche Ebola-Virus hat die medizinische Forschung nach Ansicht des Ärztlichen Direktors des Universitätsklinikums Essen, Eckhard Nagel, einen großen Nachholbedarf.
21.08.2014
epd
Michael Bosse

Bislang habe es sich bei Ebola aus Sicht der Forscher um eine "seltene Erkrankung" gehandelt, die in armen und abgelegenen Regionen Afrikas aufgetreten sei, sagte Nagel dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Essen. Deshalb habe die Krankheit bislang keinen großen Stellenwert in der medizinischen Forschung.

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Nagel, der auch Mitglied im Deutschen Ethikrat ist, sagte, die pharmazeutische Industrie habe "auch aus finanziellen Gesichtspunkten" bis jetzt wenig Interesse an einer Erforschung der Ebola-Krankheit gehabt. Man könne nur hoffen, dass dieser jetzt weltweit beachtete Ausbruch in Westafrika zu einer Intensivierung der medizinischen Forschung zu der Erkrankung führe.

Der Mediziner zeigte sich "schockiert" über Dynamik und Umfang der Ebola-Epidemie mit bisher mehr als 1.200 Toten. Da es sich um eine tödliche Erkrankung handle, halte er die Entscheidung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für gerechtfertigt, bislang nicht zugelassene und am Menschen getestete Medikamente einzusetzen. Diese Medikamente bedeuteten für die Erkrankten "die Chance auf Hilfe in einer ansonsten nahezu aussichtslosen Situation". Man müsse handeln und könne nicht abwarten, bis die Medikamente nach jahrelangen klinischen Studien durch eine Aufsichtsbehörde offiziell zugelassen würden.

Bislang gebe es zur Bekämpfung von Ebola "keine getestete und etablierte Behandlungsmethode". Die jetzt zur Behandlung vorgesehenen Substanzen wie etwa "ZMapp" seien aber bereits in Tierversuchen - unter anderem auch an Primaten - getestet worden, betonte Nagel. Von daher gebe es in der aktuellen Situation eine ausreichende Wissensbasis und eine "gute Datenlage", die den Einsatz der Medikamente im Sinne eines Heilsversuchs rechtfertigten. Allerdings müssten die Patienten regelmäßig auf eventuelle Nebenwirkungen untersucht und diese dokumentiert werden. Bei zu gravierenden Nebenwirkungen müsse die Behandlung wieder eingestellt werden.