Wladimir war Anfang Juli nach langer Krankheit im Alter von 78 Jahren verstorben. Onufri stand bereits seit Februar kommissarisch an der Spitze der Kirchenleitung und war Favorit für die Nachfolge. Er gilt als Verfechter der ukrainischen Einheit und lehnt die Abspaltung der Krim ab.
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Onufri soll am Sonntag im Kiewer Höhlenkloster als neuer Metropolit von Kiew und der gesamten Ukraine eingeführt werden. Die Neuwahl wurde in einer politisch und kirchlich extrem angespannten Zeit notwendig. Die russische Übernahme der Krim im März sowie der Krieg in der Ostukraine stellen die orthodoxen Christen im Land seit Monaten vor eine Zerreißprobe. Sie sind in drei Kirchen gespalten. Neben dem Moskauer Patriarchat mit rund 15 Millionen Gläubigen gibt es das Kiewer Patriarchat, das sich 1992 abgespalten hatte, sowie eine weitere unabhängige orthodoxe Kirche. Gegenwärtig laufen Verhandlungen über eine Wiedervereinigung. Zur griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, die mit Rom uniert ist, gehören gut fünf Millionen Gläubige.
Bei der Wahl im berühmten Kiewer Höhlenkloster erreichte Onufri im zweiten Durchgang den Angaben zufolge 48 Stimmen und damit die erforderliche absolute Mehrheit. In der ersten Runde hatten 36 Bischöfe für ihn votiert. Weitere Stimmen gingen an die Metropoliten Anton von Borispol und Simeon von Winniza. Die Wahl war von Protesten begleitet. Vor dem Kloster demonstrierten Gläubige des Kiewer Patriarchats, das der Moskauer Linie eine zu große Nähe zu Russland vorwirft. Auf einem Plakat war zu lesen: "Das Moskauer Patriarchat ist ein Fluch für die Ukraine".
Onufri Beresowski wurde am 5. November 1944 in einem Dorf bei Czernowitz (heute Tscherniwzi) in der Westukraine geboren. Er stammt aus einer Priesterfamilie. Nach dem Abitur absolvierte er eine technische Ausbildung, ehe er 1969 in Moskau ein Theologiestudium begann. 1972 wurde Onufri Priester, 1980 folgte die Abtsweihe. 1985 bis 1988 war er Dekan an einem Moskauer Kolleg, von 1988 bis 1990 leitete er das Himmelfahrtskloster im westukrainischen Potschajiw. Seit 1990 war er Bischof von Czernowitz und der Bukowina, 2000 erhielt er den Titel Metropolit (Erzbischof).
Metropolit Onufri steht auch an der Spitze des Ukrainischen Kirchenrates, dem neben der griechisch-katholischen auch alle drei orthodoxen Kirchen angehören. Das Gremium hatte sich im Herbst 2013 für das Assoziierungsabkommen zwischen der Ukraine und der EU ausgesprochen. Das Scheitern des Abkommens hatte zu den Kiewer Maidan-Protesten und im Februar zum Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch geführt. Im März appellierte Onufri vergeblich an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, auf die Annexion der Krim zu verzichten.