###mehr-artikel###Angriffe auf andere und sogar Morde könnten als heilige Handlung liturgisch inszeniert werden. Religion sei nicht als solche gut, betonte der emeritierte Professor für Systematische Theologie und Ethik an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Graf widersprach der Auffassung, wonach manche Religionen gewalttätiger seien als andere. "Mord als Gottesdienst" habe es seit den Anfängen der Religionsgeschichte und in jeder historisch bekannten Religion gegeben. "Die in Europa verbreitete Vorstellung, dass einige Religionen, der Buddhismus etwa, friedlicher als andere seien, ist eine Illusion", sagte er. Auch die Annahme, dass derzeit vor allem Islamisten Terror und Gewalt verbreiteten, sei falsch. In einigen afrikanischen Ländern kämpften christliche Akteure brutal gegen Muslime, im zerfallenden Jugoslawien sei christlicher Fundamentalismus offen zu Tage getreten. Nicht wenige christlich-orthodoxe Kirchen lehnten die liberale Demokratie bis heute ab.
Den Ursprung für die Gewaltbereitschaft sieht der Theologe in der Fixierung von Religion auf Macht, Ordnung und Struktur. Religiöse Fundamentalisten empfänden die gegebene Welt als "verderbte Gegenwelt" zur wahren, gottgewollten Ordnung, die sie mit allen Mitteln verwirklichen wollten. Sie deuteten terroristische Zerstörung als einen Akt "gottgewollten Neuschaffens", betonte Graf.