Am Beispiel der Bremischen Evangelischen Kirche werde deutlich, dass die Kirche den Krieg verherrlicht und unterstützt habe, sagte Kuratorin Andrea Hauser am Sonntag bei der Eröffnung in der evangelischen Kulturkirche St. Stephani. Nach Kriegsende seien Soldaten und Kämpfe dann im kirchlich-militaristischen Gedenken heroisiert worden.
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"Von den Kanzeln aus wurde mit vaterländischen Floskeln zu den Waffen gerufen", erläuterte die Kulturwissenschaftlerin, die die Dokumentation in neun Abteilungen als Wanderausstellung konzipiert hat. Kriegspredigten flankierten und sicherten den Patriotismus der Regierung und der obersten Heeresleitung moralisch ab. Nur vereinzelt habe es mahnende Stimmen wie die der Bremer Pazifistin und Feministin Auguste Kirchhoff (1867-1940) gegeben.
"Mit Gott allzeit bereit" lautet der Titel der Ausstellung, die die Rolle der evangelischen Kirche im Ersten Weltkrieg und ihre friedenspolitische Position auch danach bis in die Gegenwart untersucht. Das Thema werde in der evangelischen Kirche selten dargestellt und sei nicht systematisch aufgearbeitet, sagte Hauser. Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, bestätigte, nur wenige der 20 Landeskirchen in Deutschland hätten sich ähnlich wie Bremen damit befasst. Dazu gehörten Westfalen, Baden und die Pfalz.
Mit Blick auf den biblischen Auftrag, zu Frieden und Versöhnung oder auch nur zur Gewaltbegrenzung beizutragen, habe die Kirche versagt, sagte Brahms. "So konnte sie nach Kriegsende auch nicht zur Versöhnungskraft werden und sich 1933 nicht dem Gift des wieder aufkommenden Nationalismus entziehen." Die wenigen Mahner seien mundtot gemacht worden.
Aus dieser Schuld erwachse heute eine besondere Verantwortung Deutschlands für den Einsatz politischer, diplomatischer, ziviler und gewaltfreier Lösungsmechanismen in Krisen. "Wer den Frieden will, muss den Frieden vorbereiten - das sollte das Leitbild der Politik und auch der Debatte sein", mahnte Brahms.
Ausstellung "Mit Gott allzeit bereit! - Der Erste Weltkrieg und die Bremische Evangelische Kirche" bis 25. September in der Bremer Kulturkirche St. Stephani. Geöffnet dienstags bis sonntags zwischen 11 Uhr und 18 Uhr.