"Die Eheleute Schneider denken über nichts Verbotenes nach. Der Suizid und dessen Begleitung stehen weder unter Strafe noch unter kirchlichem Bann - aber im Spannungsfeld von Ethik und Liebe", sagte Brysch der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Freitagsausgabe). Schneider müsse aber wissen, dass in der Medienwelt seine differenzierte Sicht allein auf die Aussage verkürzt werde, er würde seine krebskranke Frau auch in die Schweiz zur Sterbehilfe begleiten.
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Öffentlich werde dann kaum noch diskutiert, dass Schneider erklärtermaßen zugleich alles versuchen würde, seine Frau von diesem Vorhaben abzubringen. "Der Pragmatiker und Medienprofi Schneider muss die Folgen von verkürzten Wiedergaben verantworten. Er spielt den Sterbehelfern in die Hände", sagte Brysch.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte in Interviews erklärt, er würde seine an Brustkrebs erkrankte Frau Anne gegen seine eigene theologische Überzeugung in die Schweiz begleiten, sollte sie Sterbehilfe in Anspruch nehmen wollen. Das würde er aus Liebe zu seiner Frau tun. Allerdings werde er auch alles versuchen, sie "für einen anderen Weg zu gewinnen", sagte Schneider.
Die Äußerungen von Nikolaus und Anne Schneider hatten auch Solidaritätsbekundungen ausgelöst. Der frühere EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber unterstützte das Ehepaar. Auch wenn die evangelische Kirche Sterbehilfe grundsätzlich ablehne, gehe es doch zuletzt darum, dass man "das tut, was einem das Gewissen sagt", sagte der Berliner Altbischof dem Radiosender NDR Kultur in einem am Donnerstagabend gesendeten Interview. In diesem Fall sei das Gewissen die Liebe zu seiner Frau.
Die Position der evangelischen Kirche zur Sterbehilfe müsse wegen der Schneiders Äußerungen nicht infrage gestellt werden, sagte Huber. Der 66-jährige Schneider will wegen der Erkrankung seiner ein Jahr jüngeren Frau im November von seinem Amt als Ratsvorsitzender zurücktreten.