Das Drehbuch zu "Marie Brand und die falsche Frau" stammt von Leo P. Ard und Birgit Grosz, die als Team bereits eine Vielzahl herausragender Krimis geschrieben haben. Eins ihrer Markenzeichen ist der subtile Humor. Im Gegensatz etwa zur von Ard und Grosz geprägten ZDF-Reihe "Ein starkes Team" kommen die Filme mit Mariele Millowitsch zwar ohne ausgesprochen komische Passagen aus, aber Brands Partner Jürgen Simmel ist dank seiner Mischung aus Selbstvertrauen und Begriffsstutzigkeit ein regelmäßiger Garant für Heiterkeit.
Anlass für mehrfache Heiterkeit ist hier Simmels Suche nach einer angeblichen Tätowierung auf dem Körper seiner Kollegin. Während Millowitsch in der Regel erwartbar agiert, sorgt Hinnerk Schönemann schon mit seiner Körpersprache für überraschende Momente. Allerdings muss er sich die Meriten diesmal teilen, denn Martin Brambach und Dirk Borchardt sind als Ganovenpaar einfach prima. Borchardt muss solche Rollen zwar immer wieder spielen (und wenn nicht den kleinkalibrigen Gauner, dann einen Polizisten), aber er macht das schlicht perfekt. Der großartige Brambach, hier als letztlich tragische Figur, ist ohnehin jedes Mal ein Erlebnis.
Die Geschichte wiederum bezieht ihre Spannung aus mehreren Ebenen. Um die Gesundheit Marie Brands muss man dabei naturgemäß am wenigsten fürchten. Aber neben dem Wettlauf mit der Zeit, der Grundlage jedes Entführungskrimis, gelten die Bemühungen der Ermittler vor allem der Frage, wer die Entführer mit Informationen versorgt: Sie müssen jemanden an der Quelle haben. Nacheinander verdächtigt Simmel erst die hübsche, aber diebische Haushälterin der Bankiersfamilie, dann den scheinbar missratenen Sohn. Wer beim Kaffee für die Gefangenen die Zuckerstücke zählt, wird deutlich vor der Polizei auf die Lösung kommen. Und dass sich am Ende alles als lebensgefährliches Missverständnis entpuppt, ist die Krönung der Ironie.