"Erschreckender Mangel an Respekt" für schwule Schützen

"Erschreckender Mangel an Respekt" für schwule Schützen
Katholische Schützenvereine wollen repräsentative Auftritte von homosexuellen Schützenkönigspaaren per Antrag verbieten. Schwulen- und Lesbenverbände protestieren. Die Antragssteller beziehen sich auf vorgegebene kirchliche Regelungen.

Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, hat katholische Schützenvereine zu mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen aufgerufen. "Ich finde es befremdlich, dass die Schützen schwule Königspaare nicht dulden wollen", sagte Lüders am Freitag in Berlin. Hintergrund sind Pläne des Schützen-Dachverbandes "Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaft" mit Sitz in Leverkusen, seine Satzung so zu verändern, dass homosexuelle Königspaare nicht möglich sind. Der Lesben- und Schwulenverband mit Sitz in Köln appellierte an den Schützen-Dachverband, mit seinen "diskriminierenden Traditionen" zu brechen.

Lüders forderte den katholischen Schützen-Dachverband auf, den entsprechenden Antrag zweier Mitgliedsverbände beim Verbandstag am Sonntag abzulehnen. Der Verband rechnet mit einer Mehrheit für den Antrag. Dies wäre keine Bagatelle, sondern ein "Signal der Intoleranz", sagte Lüders. Sie bezweifelt, ob die geplante Satzungsänderung mit dem Diskriminierungsverbot wegen sexueller Identität im Einklang steht.

Keine gemeinsamen Auftritte als Königspaar

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) kritisierte das Vorhaben, per Beschluss gleichgeschlechtliche Königspaare auf dem Schützenthron gleich ganz zu verbieten. Das sei "ein erschreckender Mangel an menschlichem Respekt", erklärte LSVD-Sprecher Günter Dworek am Freitag in Köln. Der Schützenbund berufe sich auf Tradition. "Ausgrenzung, Abwertung anderer Lebensentwürfe und Scheinheiligkeit sind aber schlechte Traditionen", unterstrich Dworek.

Schützenkönig Dirk Winter (rechts) eröffnete 2011 in Münster mit seinem den Gemeinschaftsball. Sowas wollen die Paderborner Schützen nicht mehr sehen. Foto: dpa/Christiane Schräder

Der Schützen-Dachverband "Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaft" will am Sonntag in Leverkusen darüber entscheiden, ob ein homosexueller Schützenkönig gemeinsam mit seinem Partner öffentlich auftreten darf. Die Schützenbruderschaften der Diözesanverbände Paderborn und Münster haben einen Grundsatzantrag gestellt, der künftige gemeinsame repräsentative Auftritte von gleichgeschlechtlichen Königspaaren verbietet.

Der Schützenverband wolle keineswegs Homosexuelle aus Führungsämtern herausdrängen, sagte der Sprecher der Historischen Schützenbruderschaft, Ralf Heinrichs. "Doch wir sind ein katholischer Verband, dem kirchliche Regelungen vorgegeben sind."

Im September vergangenen Jahres war ein homosexueller König aus Münster von seinem Lebenspartner zum Bundeskönigsschießen in Harsewinkel begleitet worden. Dabei durften sie aber nicht nebeneinander gehen, wie bei Königspaaren üblich, sondern hintereinander. Dem Bund gehören nach eigenen Angaben bundesweit 400.000 Mitglieder in sechs Diözesen an. Der Paderborner Diözesanverband stellt mit 80.000 Schützen die meisten Mitglieder, gefolgt von Münster mit 70.000 Schützen.

epd