Der katholische Pfarrer hatte vor Gericht zugegeben, sich zwischen 2004 und 2011 in 280 Fällen an drei Jungen zwischen neun und 15 Jahren vergangen zu haben. Bedeutsam für das Urteil sind 250 Taten.
In 214 Fällen liegt laut Gericht ein schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vor. Allein 229 Taten richteten sich gegen ein einziges Opfer. Nach Angaben des Vorsitzenden Richters Manfred Teiwes gründet sich das Urteil vor allem auf das Geständnis des Angeklagten, das durch Zeugenaussagen untermauert wurde. "Der Angeklagte hat bei allen Opfern und ihren Eltern einen besonderen Vertrauensvorschuss missbraucht, der auch in seinem Priesteramt begründet lag", sagte Teiwes.
Lindemann: Dem Angeklagten fehle eine authentische Reue
Staatsanwältin Ute Lindemann sprach von einem angemessenen Urteil, mit dem Gerechtigkeit hergestellt worden sei. Allerdings machte sie eine Einschränkung: "So, wie sich der Angeklagte vor Gericht geriert hat, fehlt nach wie vor die echte, authentische Reue." Lindemann hätte sich gewünscht, dass er für sein Verhalten möglicherweise mit einem höheren Strafmaß belangt worden wäre.
Die Anwältin zweier Opfer, Gabriele Krüger, zeigte sich zufrieden. "Im Sinne meiner Mandanten ist das Urteil absolut in Ordnung", sagte sie. Krüger geht nicht davon aus, dass es zu einer Revision kommen wird. Nach Angaben des Landgerichts hat die Verteidigung nun eine Woche Zeit, diesen juristischen Schritt einzuleiten.
Bistum Hildesheim hat 25 Priester wegen sexuellen Missbrauchs ermittelt
Der Pressesprecher des Bistums Hildesheim, Michael Lukas, verfolgte den Prozess im Gerichtssaal. "Ich bin froh und erleichtert, dass das Urteil so schnell gefallen ist", sagte er. Im konkreten Fall sei Vertrauen schneller zerstört worden, als es aufgebaut werden könne. Seinen Einschätzungen zufolge wird es Jahre dauern, bis in der Gemeinde des Angeklagten wieder Normalität einkehren könne.
Über den weiteren Lebensweg des verurteilten Priesters wollte Lukas nicht spekulieren. Gegen ihn läuft auch ein kirchliches Verfahren, an dessen Ende er wahrscheinlich seinen Priesterstatus verlieren wird. Damit verbunden ist der mögliche Verlust von Pensionsansprüchen.
Das Bistum Hildesheim hat im Zeitraum von 1940 bis heute gegen 25 Priester wegen sexuellen Missbrauchs ermittelt. Nach Angaben des Pressesprechers stehen den Tätern insgesamt 40 Opfer gegenüber. Auch in Zukunft wolle das Bistum gegen Missbrauch vorgehen. Spezielle Stellen dafür seien bereits eingerichtet.