Erich Deil aus der Kirchengemeinde Ratingen bei Düsseldorf ist 87 Jahre alt, und er weiß um den Wert irdischer Güter. Das schönste Geschenk, das er machen konnte, ist ein Stofftier. Und das schönste Geschenk, das er selbst je erhielt, ist für kein Geld der Welt erhältlich:
"Ich bin noch drei Jahre Soldat im Krieg gewesen, seitdem bin ich überzeugter Pazifist und habe mich bei Amnesty International engagiert. Mitte der 1970er Jahren ging es einmal um die Hilfe für einen jungen Basken, der Jugendliche in Baskisch unterrichtet hat. Er war kein Terrorist, wie das Franco-Regime in Spanien behauptet hatte. Doch er wurde verhaftet und zum Tode verurteilt, später wurde das Urteil in lebenslange Haft umgewandelt. Ich bin 1976 mit einem Kollegen nach Spanien gefahren, um zu erfahren, was genau passiert ist. Dabei habe ich auch die Familie des Mannes kennengelernt.
Amnesty International hat den Fall dann öffentlich gemacht. Ich war schon wieder zu Hause in Ratingen, als ich Post von seinen Eltern bekam: Er war freigelassen worden. Und dann, es war kurz vor Weihnachten 1977, stand er plötzlich mit seiner Frau vor unserer Tür. Das war das schönste Geschenk für mich. Und das baut mich heute noch auf.
Das schönste Geschenk, das ich gemacht habe, war wohl ein Stofftier, ein Koala-Bär, den ich einmal meiner kleinen Tochter geschenkt habe. Er war ganz weich, hatte große Kulleraugen und war für meine Tochter viel mehr als ein Stofftier. Sie besitzt ihn heute noch."
Regine Eichholz hat ihr schönstes Geschenk im vorweihnachtlichen Paris gefunden. Die 64-Jährige, die in der Saarbrücker Citykirche aktiv ist, kam mit einem Vierbeiner zurück nach Hause:
"Mein Mann und ich waren vor zehn Jahren, es war kurz vor Weihnachten, in Paris und haben uns eine Hündin geschenkt. Das war gar nicht geplant, aber direkt unten an der Seine sind wir an einigen Tiergeschäften vorbeigekommen. Paris war ganz in weihnachtlicher Stimmung und dann haben wir die armen Tiere im Schaufenster gesehen. Die Entscheidung stand schnell fest: Wir haben uns eine Hündin gekauft, einen Beagle-Welpen. Das war eine gute Entscheidung, denn Beagle sind Jagdhunde. Sie brauchen Auslauf, was in Paris ja nicht so leicht gegeben ist. Die kleine Hündin, die auf den Papieren höchst vornehm 'Joséphine' hieß, ist schnell zu einem saarländischen 'Finschen' geworden. 'Finschen' und ich gehen jeden Tag gemeinsam durch den Wald, auch wenn sie inzwischen schon fast eine alte Hundedame ist.
Das größte Geschenk, was ich meiner Familie mache, ist das Verwöhn-Programm rund um Weihnachten, also die ganze Vorbereitung, die Dekoration und das Kochen. Und meine Kinder, 29 und 33 Jahre alt, nehmen dies auch gerne an."
Beim schönsten Geschenk denkt Klaus Spiegelberg gleichzeitig an Freude und Enttäuschung. Der 56-jährige Diakon der Kirchengemeinde Aßlar erinnert sich, als ob es gestern gewesen wäre:
"Ich war vielleicht neun Jahre und hatte mir aus ganzem Herzen eine elektrische Autorennbahn gewünscht. An Heiligabend war ich überglücklich, als ich sie ausgepackt habe. Und dann ist sie noch an diesem Abend kaputt gegangen. Ich war unsagbar traurig. Mein Vater war ein großer Bastler, aber er hat es nicht mehr geschafft, sie zu reparieren. So war zwar mein Herzenswunsch erfüllt worden, aber fast gleichzeitig gab es eine riesengroße Enttäuschung.
Das schönste Geschenk, das ich gemacht habe, war wohl die Spielkonsole für meinen ältesten Sohn vor fünf Jahren. Meine Frau und ich haben bis einen Tag vor Weihnachten um dieses Geschenk gerungen, wir wollten das eigentlich nicht schenken. Aber ich werde nie vergessen, wie der 13-jährige Junge fast geweint hat vor Freude, als er das Paket aufgemacht hat. Er konnte es gar nicht glauben, dass wir ihm so etwas schenken. In diesem Moment habe ich mich auch erinnert, wie ich mich als Junge über die elektrische Autorennbahn gefreut habe."
"Völlig unerwartet" und gut zum Angeben war das "schönste Geschenk" von Bianca Uebel (36), Mitglied im Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises Obere Nahe:
"Als ich etwa zwölf Jahre alt war, habe ich einen C 64, also einen Heimcomputer, bekommen. Das war der Hit. Es war eine Riesenüberraschung und ich habe mich sehr gefreut. Denn ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass meine Eltern mir so etwas Technisches schenken. Und ehrlich gesagt, konnte ich damit auch bei meinen Freunden angeben. Die haben mich sehr darum beneidet. Meine Eltern haben mich zu Weihnachten fast immer überrascht, weil sie sich schon das ganze Jahr über gemerkt haben, was ich toll fand.
Das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich gemacht habe, hängt auch mit einer Weihnachtstradition in meiner Familie zusammen. Als ich Kind war, hat meine Mutter Weihnachten immer besondere Spielsachen vom Speicher geholt: einen Kaufmannsladen, der dann neue Obstkisten hatte, und ein Puppenhaus mit neuen Stühlen oder einer neuen Puppe. Vor ein paar Jahren habe ich meiner Mutter das alte Puppenhaus vom Speicher renoviert und geschenkt. Ich habe es neu tapeziert, Teppichboden verlegt und das Haus mit neuen Möbeln eingerichtet. Das war unglaublich viel Arbeit. Meine Mutter war von den Socken. Und jetzt steht das Puppenhaus das ganze Jahr im Wintergarten und nicht nur zur Weihnachtszeit."
Petra Anna Siebert ist freie Journalistin.