Erika und Max Mustermann feiern "ganz durchschnittlich"

Erika und Max Mustermann feiern "ganz durchschnittlich"
Zum Jahreswechsel ein Blick auf die Durchschnittsdeutschen schlechthin: Erika und Max Mustermann im Gespräch über Jahresendzeitfeiern und ihr ganz normales Leben.
09.12.2011
Die Fragen stellte Thomas Östreicher

Frau Mustermann, Herr Mustermann, wie begehen Sie den Jahreswechsel?

Max Mustermann: Ganz durchschnittlich. Wir feiern mit Freunden zu Hause und im Kreis unserer 1,4 Kinder. Wir schauen "Dinner For One", lassen ein Paar Raketen steigen, zu essen gibt es entweder Raclette oder Fondue. Vielleicht werden wir noch Blei gießen.

Erika Mustermanns Personalausweis 1987. Foto: Wikimedia Commons

Obwohl jeder hierzulande Ihren Namen kennt, weiß man wenig über Ihr Leben. Mögen Sie uns ein wenig über sich erzählen?

Erika Mustermann: Na ja, als Nachfolgerin von Renate Mustermann bin ich - je nach Quelle - im September 1945 beziehungsweise im August 1964 geboren, über Max wissen wir diesbezüglich gar nichts. Ansonsten ist bei uns alles ganz normal! Wir gehen täglich um 23.04 Uhr ins Bett, und morgens brauche ich 28 Minuten im Bad.

Max Mustermann: Ich exakt 25 Minuten. Das ist alles wissenschaftlich belegt.

Erika Mustermann: 1,65 Meter bin ich groß, wiege 68 Kilogramm und habe Schuhgröße 38.

Max Mustermann: Und ich: 1,78 Meter, 82 Kilogramm schwer, Schuhgröße 44.

Und sonst?

Erika Mustermann: Wenn Sie es genau wissen wollen: Wir hatten mit 16,9 Jahren das erste Mal Sex. Jedem von uns stehen 44 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung, wir arbeiten beide angestellt mit 29 Tagen Jahresurlaub, geben nur noch zehn bis zwölf Prozent unseres Einkommens für Lebensmittel aus und konnten für unseren Haushalt über die Jahre ein finanzielles Polster von 115.400 Euro anlegen …

Max Mustermann: … allerdings bei gleichzeitigen 38.200 Euro Schulden.

Erika Mustermanns Personalausweis 2010. Foto: Wikipedia Commons

Das ist jetzt irgendwie schwer nachvollziehbar.Erika Mustermann: Stimmt aber und entspricht exakt dem Haushaltsdurchschnitt in Deutschland. Immerhin spenden wir auch 201 Euro pro Jahr für wohltätige Zwecke.

Max Mustermann: Vielleicht verstehen Sie etwas besser, dass wir 80 Tafeln Schokolade pro Jahr essen. Pro Person, leider. Das ist schon ein bisschen viel, finde ich. Dafür sind wir beide Nichtraucher.

Erika Mustermann: Ich lese täglich 23 Minuten Zeitung, höre etwas über drei Stunden Radio und schaue 221 Minuten fern. Das wurde in den vergangenen Jahren aber immer weniger.

Wie erklären Sie sich eigentlich Ihre Bekanntheit, obwohl Sie so unauffällig leben?

Erika Mustermann: Das haben wir uns schon oft gefragt. In einer gemeinsamen Fernsehtalkshow haben wir mal mit Otto Normalverbraucher, Markus Möglich und Lieschen Müller darüber gesprochen, aber die konnten sich ihre Beliebtheit auch nicht herleiten.

Max Mustermann: Tatsächlich bekomme ich 25,7 E-Mails pro Tag!

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War schon mal ein lukratives Werbeangebot darunter?

Max Mustermann: Es gab Versuche. Aber wir leben eigentlich ganz gern etwas unauffällig, und damit ist es sicher vorbei, wenn uns jeder auf der Straße erkennt. Einen so hohen Preis für ein bisschen Honorar zu zahlen, das wäre eine Milchmädchenrechnung.

Welches Milchmädchen?

Max Mustermann: Das war nur als stellvertretendes Beispiel gemeint.

So wie der sprichwörtliche "Deutsche Michel"?

Max Mustermann: So ungefähr.

Freuen Sie sich auf 2012?

Erika Mustermann: Na klar. Obwohl uns die internationale Finanzkrise und die Zukunftdes Euro schon Sorgen machen. Aber uns selbst geht es ja eigentlich recht gut.


Erika Mustermann, geb. Gabler, existiert seit 1978 in Mustern, Vorlagen und Ausfüllhilfen, Formularen, Hinweisen und Datenbanken. Inzwischen kam ihr Pendant Max Mustermann hinzu sowie eine Reihe weiterer Platzhalter-Personen mit dem Nachnamen Mustermann. Als Persiflage auf den Kunstmarkt rief eine Berliner Künstlergruppe im Sommer 2011 die "Erika Mustermann Collection" ins Leben.