Jugendmedienschutz im Internet nicht vereinheitlichen

Jugendmedienschutz im Internet nicht vereinheitlichen
"Quo Vadis Jugendmedienschutz?": Bei der Tagung haben sich Experten in der Diskussion um einen Jugendmedienschutz im Internet gegen eine Vereinheitlichung ausgesprochen.

In der Diskussion um einen Jugendmedienschutz im Internet haben sich Experten gegen eine Vereinheitlichung ausgesprochen. "Über alles das gleiche Raster zu legen, ist Blödsinn", sagte der Fernsehdirektor des Hessischen Rundfunks, Manfred Krupp, am Donnerstag bei der Tagung "Quo Vadis Jugendmedienschutz?" in Mainz. Die Diskussion um eine Vereinheitlichung sei eine klassische Problemverschiebungsdiskussion.

Der Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, Thomas Fuchs, kritisierte die lasche Verfolgung von Internet-Straftaten. "Unser Hauptproblem ist, dass die Staatsanwälte die Verfahren einstellen", sagte Fuchs. Dabei wäre es auch mit den bestehenden Regeln und Gesetzen möglich, besser gegen die Verbreitung von Pornografie im Internet vorzugehen.

"Ich will keinen George Orwell im Netz"

Arne Wulff, Chef der Staatskanzlei Schleswig-Holstein, forderte mehr Regulierung für die virtuelle Welt. Dabei dürfe jedoch ein neues Gesetz nicht überstürzt werden. "Ich will da keinen George Orwell im Netz", sagte Wulff. Medienkompetenz fange zunächst einmal bei den Eltern an.

[listbox:title=Mehr im Netz[Kinder- und Jugendschutz im ZDF##6. Jugendmedienschutztagung von ZDF, ARD und Kirchen in Mainz]]

Die Bochumer Medienwissenschaftlerin Barbara Thomaß sprach sich für eine Zäsur bei der Gestaltung des Jugendmedienschutzes im Internet aus. "Hier müssen wir neu denken", sagte sie. Der Berliner Staatsrechtler Gunnar Folke Schuppert forderte, das Internet stärker aus der Nutzerperspektive zu denken. "Es ist keine einfache Sender-Rezipienten-Beziehung", sagte er. Man könne nicht, um Regelungen für das Internet zu finden, einfach etwas an den Jugendmedienstaatsvertrag "dranstricken". Eine einheitliche Aufsicht für den öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk lehnte er ab.

Ein ursprünglich geplanter neuer Jugendmedienschutz-Staatsvertrag war im vergangenen Dezember im nordrhein-westfälischen Landtag gescheitert. Das Regelwerk sah unter anderem Altersfreigaben für Online-Inhalte vor, die von anerkannten Jugendschutzprogrammen ausgelesen werden sollten. Die Fachtagung "Quo vadis Jugendmedienschutz?", die am Mittwoch und Donnerstag in Mainz stattfand, wurde gemeinsam von ARD, ZDF und den beiden großen Kirchen organisiert.

epd